Albaxen (TKu). Da hat er sich etwas vorgenommen, der Biber von Albaxen: „Noch ein paar Tage und es heißt vielleicht schon ´Baum fällt´ an der Weser unterhalb der Tonenburg“, meint ein Albaxer Bürger, der sich den angeknabberten Baum von Albaxen gemeinsam mit seiner Enkelin angeschaut hat. Seit 2017 soll er hier leben. Gesehen wurde er aber so gut wie noch nie: der Biber, der im Weserborgen zwischen Albaxen und Stahle lebt.
Eine Tierkamera hat ihn vor ein paar Jahren mal erfasst. Seit wenigen Wochen sind die Spuren des Bibers an der Weser aber nicht mehr zu übersehen. Direkt am Radweg zwischen dem Haus Nachtigall und der Tonenburg bei Albaxen hat der Biber einen großen Baum angeknabbert und dort seine Zähne hinterlassen. Der Baum droht bald zu kippen. Der Biber sei mutig geworden, solche Spuren habe er bislang noch nicht hinterlassen, so der Spaziergänger. Wiederansiedlungsprojekte und Schutzbemühungen haben dafür gesorgt, dass der Nager im Kreis Höxter wieder Fuß fassen konnte, wie aus einem Fachartikel in der Zeitschrift „Beiträge zur Naturkunde zwischen Weser und Egge“ von 2019 nachzulesen ist, welcher unter anderem von dem Biologen Burkhard Beinlich vom Naturkundlichen Verein Egge-Weser mitgeschrieben wurde.
Der Biber unterliegt in Deutschland dem Naturschutzrecht und zählt in Europa zu den streng geschützten Arten. Trotzdem müssen der BUND Naturschutz (BN) und andere Organisationen immer wieder für sein „Bleiberecht“ kämpfen, da der Biber seine Umwelt offensichtlich aktiv mitgestaltet, heißt es vom Bund Naturschutz. Wer einem Biber schade oder in seinen Lebensraum eingreife, dem drohen hohe Geldstrafen. Solche Vorfälle sind im Kreis Höxter bislang aber noch nicht bekannt geworden. Seinen Biberbau soll das fleißige Tier laut dem Albaxer Karl-Heinz Struck auf der Holzmindener Weserseite zwischen der Tonenburg und dem Saumer-Bach in Richtung Stahle haben. Dort erkennt man an einer Stelle das niedergewalzte Gras auf einer Breite von etwa einem Meter, von wo aus er sich in die Weser begibt. Der angenagte Baum befindet sich vom vermuteten Biberbau aus etwa 250 Meter flussaufwärts in Richtung Höxter. Mittlerweile ist der Baum schon zu einem kleinen Anziehungspunkt für Schaulustige geworden, die sehen wollen, wann der Baum seine Standfestigkeit verliert.
2013 tauchte der Biber laut Burkhard Beinlich vom Naturkundlichen Verein Egge-Weser erstmals in der Region zwischen Stahle und Heinsen auf nach einem Weser-Hochwasser im Juni. Der Verdacht läge da nahe, dass der Nager bedingt durch das Hochwasser aus Hessen in die Region gespült wurde, wie es in dem Fachartikel von 2019 heißt. Der Biber ist in der Region wieder auf dem Vormarsch. Ausgewachsene Biber haben hierzulande fast nirgendwo mehr natürliche Feinde wie Luchs oder Wolf und lassen sich durch menschliche Aktivitäten nur recht wenig stören. Als „aktiver Landschaftsgestalter“ wird er für die Menschen in den Kreisen Höxter und Holzminden nun immer greifbarer, weil er immer mehr sichtbar agiert. Laut dem Biologen Burkhard Beinlich könne der Biber inzwischen auch bereits Nachwuchs haben. Beinlich findet das gut, dass der Biber zurück ist.
Das bringe schließlich wieder mehr Leben in die Bäche und Flüsse, auch wenn Konflikte zwischen den Landwirten und dem Nager vorprogrammiert seien. An der Tonenburg habe es bereits Konflikte zwischen Biber und einem Landwirt gegeben. In einem Maisfeld habe sich der Biber an dem Mais bedient, weil ihm das auch gut schmeckt. Laut Beinlich sei der Schaden aber überschaubar. Mehr Schäden im Kreis Höxter seien jedoch nicht bekannt. Früher oder später wird der angeknabberte Baum fallen oder gefällt werden müssen. Zuständig hierfür ist das Wasserschifffahrtsamt, da sich der Baum direkt am Ufer der Weser befindet. Bis der Baum weg ist, dürfte er aber noch einige Schaulustige anlocken, die sehen möchten, ob der Biber oder der Mensch den Baum zu Fall bekommt.
Fotos: Thomas Kube