Landkreis Holzminden (red). Insekten sind von immenser Bedeutung für die Natur und die Artenvielfalt. Aber auch für den Menschen spielen sie eine wichtige Rolle als Bestäuber von Obst- und Gemüsepflanzen. In den letzten Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass die Biomasse an Insekten erschreckend zurückgegangen ist. Das Thema Insektenschutz ist in aller Munde und es werden zunehmend Konzepte entwickelt, wie man dem Insektensterben entgegenwirken kann. Das Niedersächsische Umweltministerium hat darauf reagiert und das Aufstellen von Bremsenfallen untersagt. Dabei geht es nicht um Tier und Mensch plagende Viehfliege selbst, sondern um die vielen anderen Insekten, die leider auch in den Fallen landen.
Wenn es um das Thema Insektensterben geht, verbinden die meisten Menschen als Grund dafür die intensive Bewirtschaftung und den zunehmenden Flächenverlust in den Kulturlandschaften. Doch auch kleine, unscheinbare Maßnahmen gegen Insekten können in der Summe das Insektensterben vorantreiben. Ein Beispiel dafür sind die Bremsenfallen, die in den letzten 10 bis 15 Jahren vermehrt auf Pferdeweiden aufgestellt worden sind, um Pferde vor den Stichen der Bremsen – blutsaugende Fliegenarten – zu schützen. Bei solchen Fallen handelt es sich in der Regel um Gummibälle, die die Bremsen anlocken sollen, damit sie durch einen Trichter in ein Fanggefäß fallen und dann abgetötet werden. Studien haben jedoch ergeben, dass in den Bremsenfallen weniger Bremsen als andere nützliche Insekten landen.
Nach einer im letzten Jahr veröffentlichten Studie ist der Inhalt von sechs Bremsenfallen an unterschiedlichen Standorten in Nordrhein Westfalen über einen Zeitraum von mehr als fünf Monaten analysiert worden. Das Ergebnis: Von 53.438 gefangenen Insekten waren lediglich 2.022 tatsächlich Bremsen. Je nach Standort variierte der Beifang zwischen 71 bis fast 99 Prozent. Eine weitere Bachelorarbeit aus dem selben Zeitraum kommt zu einem ähnlichen Resultat. Da die Ergebnisse darauf hinweisen, dass mit den Fallen offensichtlich eben nicht nur Bremsen gefangen und getötet werden, sondern wahllos Insekten überhaupt, hat das Niedersächsische Umweltministerium deshalb nun reagiert und mit einem Erlass den Einsatz solcher Fallen eingeschränkt.
Mit dem Hinweis darauf, dass es sich nicht um eine selektive Fangmethode handele und damit ein Verstoß gegen das geltende Bundesnaturschutzgesetz (§44 Abs. 1 Nr. BNatSchG) gegeben sei, dürfen Bremsenfallen künftig unter anderem in Naturschutzgebieten, FFH-Gebieten oder gesetzlich geschützten Biotopen sowie in einem Puffer von 150 Metern um diese Gebiete herum nicht mehr eingesetzt werden.
Der Landkreis Holzminden mit seinen vielen Schutzgebieten ist von dieser neuen Regelung besonders betroffen. Um genau zu erfahren, welche Flächen von dem Verbot betroffen sind, können Tierhalter*innen sich auf dem GIS-Portal des Landkreises Holzminden genauer informieren. Unter https://gis.landkreis-holzminden.de/MapSolution/apps/map/client/gisportal sind alle Gebiete schnell zu finden.
Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Holzminden appelliert an alle Pferdehalter*innen, Bremsenfallen innerhalb solcher Schutzgebiete abzubauen und auf andere Schutzmaßnahmen wie Fliegendecken oder die Nachtweide zurückzugreifen. Auch außerhalb der Schutzgebiete sollte der Einsatz von Bremsenfallen kritisch hinterfragt werden, da diese ohnehin keinen umfassenden Schutz für die Pferde bieten. Was die Studien nämlich auch besagen, ist, dass es sich selbst bei den in den Versuchsfallen gefangenen Bremsen nicht um die Pferdebremse (Tabanus sudeticus), sondern lediglich um eine verwandte Art gehandelt hat.
Ansprechpartnerin beim Landkreis Holzminden ist Stefanie Beyer, Tel.: 0 55 31/707 740, E-Mail: