Göttingen (red). Zum internationalen Tag der Hebammen am 5. Mai machen weltweit Institutionen und Personen mit Aktionen und Kampagnen auf die wichtige Arbeit von Hebammen aufmerksam. Der Gesundheitscampus Göttingen (GCG) blickt auf das erste Semester des neuen Studiengangs Hebammenwissenschaft zurück – und kann sich über zahlreiche neue Studienbewerber*innen freuen. Der GCG ist ein Kooperationsprojekt der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). Zum vergangenen Wintersemester startete dort einer der deutschlandweit ersten Studiengänge der Hebammenwissenschaft nach dem neuen Hebammengesetz.

Bereits 2019 beschloss der Bund die Akademisierung des Hebammenberufes. Seit 2020 wird diese Reform in Niedersachsen umgesetzt. Als eine von zwei Einrichtungen im Bundesland startete der GCG das Studienangebot der Hebammenwissenschaft. Eine der ersten Studentinnen ist Vilja Schliekermann. Bereits als Kind habe sie sich für medizinische Themen interessiert. Nach einem Praktikum in einem Kreißsaal stand ihr Berufswunsch fest: „Die Autonomie und Individualität des Schwangerschafts- und Geburtsprozesses, die ich dort erfahren durfte, war schlussendlich ausschlaggebend für meinen Traumberuf. Ich wünsche mir, diesen Prozess sowie die Frauen und Kinder in ihren unterschiedlichen Bedürfnissen in Zukunft unterstützen zu können. Durch die Möglichkeit eines Studiums ergeben sich für mich vielseitige Perspektiven für die Entwicklung des Hebammenberufs und vor allem für die Wissenschaft rund um die Geburtshilfe.“ Für Schliekermann fand das erste Semester, wie für alle aktuellen Studienanfänger*innen, aufgrund der Coronavirus-Pandemie vor allem online statt. Trotzdem sammeln die Studierenden über die fachliche Expertise der UMG und deren Kooperation mit weiteren Praxiseinrichtungen erste Erfahrungen im Kreißsaal und auf der Wochenbettstation. Die UMG koordiniert als verantwortliche Einrichtung die Praxiseinsätze im Studiengang Hebammenwissenschaft. Für das kommende Wintersemester seien bereits über 400 Bewerbungen eingegangen, berichtet Elke Hattenbach, Leiterin der Bildungsakademie der UMG. Die Nachfrage sei sehr groß. In dem neuen Studiengang sieht Hattenbach eine Chance für die Nachwuchskräfte: „Ich beobachte bei unseren Pflegestudierenden, die schon etwas länger studieren, dass sie sehr reflektiert sind und Dinge anders hinterfragen. Ich denke, das werden wir in Zukunft auch im Studiengang Hebammenwissenschaft beobachten können.“

Der Bachelorstudiengang umfasst sieben Semester und vermittelt theoretische und praktische Fähigkeiten, um die komplexen physiologischen und psychologischen Prozesse einer Schwangerschaft und der Geburt fachlich zu begleiten. Zum Wintersemester 2021/2022 werden 35 Studierende immatrikuliert. „Mit dem Studiengang bilden wir auf Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse Fachkräfte aus, die ideal auf die Arbeit in interdisziplinären Teams und in unterschiedlichen Einrichtungen der Geburtshilfe vorbereitet sind“, erklärt Christoph Rußmann, Dekan Gesundheit an der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit. So leiste der Studiengang einen wichtigen Beitrag zur Hebammenausbildung in Niedersachsen.

Wolfgang Brück, Dekan der Medizinischen Fakultät an der UMG, sagt: „Das enorme Interesse am neuen Hebammenstudiengang für das kommende Wintersemester zeigt: Die Kombination aus Theorie an der HAWK und praktischer Ausbildung mit der Kompetenz universitärer Medizin und weiterer Kooperationspartner ist qualitativ ein Erfolgsmodell. Es bestätigt den bisher eingeschlagenen gemeinsamen Weg am Gesundheitscampus Göttingen.“

Mit dem Bachelorabschluss können Absolvent*innen des Studiengangs in Kliniken, Praxen, Geburtshäusern, Beratungsstellen und auch selbstständig als Hebamme arbeiten. „Die Verantwortlichen des Studiengangs Hebammenwissenschaft haben im vergangenen Semester großartige Aufbauarbeit geleistet“, lobt  Andrea Koch, Dekanin der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit. Die praktische Ausbildung findet an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) statt.

Foto: HAWK/UMG