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Freitag, 27. Dezember 2024 Mediadaten Fankurve
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Landkreis Holzminden (red). Das Thema Motorradlärm beschäftigt den von Landrat Michael Schünemann ins Leben gerufenen Arbeitskreis weiter. In einer vom Landkreis anberaumten Videokonferenz diskutierten jetzt betroffene Anwohner mit Vertretern der Motorradinteressengruppen und Gastronomen, auch Polizei und der Landkreis selbst stellten noch einmal ihre Möglichkeiten vor. Ein Fahrverbot für besonders laute Zweiräder nach dem sogenannten Tiroler Modell soll vom Justiziariat geprüft werden, versprach der Landrat. Die Chancen, dass das auf kommunaler Ebene durchgesetzt werden könnte, werden allerdings vonseiten der Verwaltung als gering eingeschätzt.

Der persönliche Referent des Landrates, Volker Schauf, moderierte die Online-Veranstaltung und ließ eingangs zunächst noch einmal Revue passieren, was im letzten Jahr für Anstrengungen vonseiten der Behörden unternommen worden sind. Es habe diverse Treffen mit unterschiedlichen Interessengruppen und beteiligten Behörden gegeben, so Schauf, das Verständnis beider Seiten für die Position des jeweils anderen sei am Ende immer sehr hoch gewesen. Und auch die Chancen für eventuelle Straßensperrungen waren bei einer weiteren Zusammenkunft mit der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr durchgesprochen worden. Aufgrund einschlägiger Gerichtsurteile andernorts konnte dafür wenig Hoffnung auf eine realistische Perspektive eingeräumt werden. 

Während der Leiter des Polizeikommissariats Holzminden, Burkhard Schramm, noch einmal genauer erläuterte, was im letzten Jahr an Kontrollen gelaufen ist und auch für dieses Jahr wieder angedacht ist, brachte die Landkreisverwaltung noch einmal verstärkte Appelle über Banner und eventuell zusammen mit den Gemeinden gekauften Displays ins Spiel. Stephan Pirone vom Lauenförder Gastronomiebetrieb Villa Löwenherz wiederum machte deutlich, dass auch er und seine Mitarbeitenden auf dem Hof anspreche, wenn sie zu laut seien. Es sei allerdings nur ein kleiner Teil der Fahrer, für den eine solche Ansprache nötig sei. Michael Wilzynski vom Bundesverband der Motorradfahrer und Karin Karrasch von den der Initiativgruppe Silent Biker berichteten darüber, wie sie über ihre Vernetzungen immer wieder Motorradfahrer ansprächen, die zu laut seien. Einer Vorgehensweise, der auch Sven Vogelsang von den Motorradfreunden Weserbergland einen ganz wesentlichen Stellenwert einräumte. „Wir Motorradfahrer erziehen uns untereinander selbst, das gehört für mich zu den besten Präventionsmaßnahmen“, unterstrich Vogelsang. 

Eine solche Argumentation wollten die Anwohnervertreter*innen mit den beiden Lauenfördern Edith Götz und Heinrich Wenisch bzw. dem Golmbacher Markus Renner und dem Reileifzer Boris Haut nicht gelten lassen. Grundsätzlich sei das Problem keines, dass nur durch vereinzelte Fahrer*innen mit besonders lauten Maschinen auftrete, sondern aufgrund der Masse der vorbeifahrenden Bikes am Wochenende. „Es sind nicht nur ein paar schwarze Schafe, es ist ein Massenphänomen“, stellte Harald Wenisch dazu fest. Überdies sei es zu kurz gedacht, ökonomische Gründe für einen hinzunehmenden Bikerlärm ins Feld zu führen, unterstrich Boris Haut. Denn der Motorradtourismus verhindere gleichzeitig auch einen sanften Tourismus und Einwohner würden so über kurz oder lang wegziehen. Einen positiven Effekt gebe es so gesehen überhaupt nicht durch die Motoradfahrer für den Landkreis. 

Die Forderungen der Protestierenden ging dann in unterschiedlichen Richtungen. Edith Götz forderte vom Landkreis, Streckensperrungen als Pilotprojekt einzurichten, damit seien eventuelle juristischen Klagemöglichkeiten erst einmal eingeschränkt. Harald Wenisch dagegen sprach sich für die Einführung des sogenannten Tiroler Modells aus, nach dem Maschinen, deren Standgeräusch einen Dezibelpegel von über 95 aufweisen, in dem österreichischen Bundesland schlichtweg nicht gefahren werden dürfen. 

Der Argumentation Markus Renners, dass es sich eben nicht nur um 300, sondern um mehr als 1.000 vorbeifahrende Zweiräder am Wochenende handele, wäre damit allerdings wohl kaum Genüge getan. Weil über realistische Zahlen im Verlauf der Diskussion weiter Uneinigkeit herrschte, die aber andererseits für etwaige rechtssichere Maßnahmen zwingend notwendig sind, hat der Landkreis jetzt eine Zählung über einen längeren Zeitraum an einer Stelle vereinbart, für eine weitere Zählung soll die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr gewonnen werden. Und auch, ob das Tiroler Modell per Allgemeinverfügung im Landkreis rechtssicher einführbar ist, soll juristisch geprüft werden. Auf kommunaler Ebene so etwas durchzusetzen, scheint auf den ersten Blick jedoch fraglich. 

Die Gespräche zu dem Thema sollen aber auf jeden Fall weitergeführt werden, darin waren sich alle Beteiligten am Ende einig.

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