Landkreis (red). Die kalte Jahreszeit hält für Verkehrsteilnehmer zahlreiche Besonderheiten bereit. Um trotz rutschiger und glatter Straßen unfallfrei an das Ziel zu gelangen, gibt es einiges zu beachten. Andreas Röll, Leiter der TÜV-NORD- STATION Holzminden gibt hilfreiche Tipps rund um das Fahren bei Glätte und Schnee.
1. Der Witterung trotzen
Selbstverständlich gehört die passende Bereifung ebenso zur Winter-Ausstattung wie der obligatorische Eiskratzer. Ist man mit seinem Fahrzeug auf den vereisten Straßen unterwegs, gibt es aber auch darüber hinaus noch allerhand, worauf es zu achten gilt. Unterstützung in rutschigen Zeiten Zwar sollte man sich nie vollständig auf elektronische Hilfsmittel verlassen, als Unterstützung auf glatten Straßen eignen sie sich jedoch hervorragend: der Automatische Blockierverhinderer (ABV, auch bekannt als Antiblockiersystem kurz: ABS) und das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP). Ist die Straße rutschig und eine Bremsung nötig, kommt es schnell dazu, dass sich der Wagen nicht mehr lenken lässt. Er gerät ins Schleudern. Ein mit ABV ausgestattetes Fahrzeug hat in einem solchen Szenario folgenden Vorteil: „Der Automatische Blockierverhinderer sorgt dafür, dass bei einer Vollbremsung die Reifen nicht blockieren und man nicht so schnell ins Rutschen gerät“, erklärt Andreas Röll. Kurz vor der vollständigen Blockade der Reifen, werden die Bremsen wieder gelöst. So das Prinzip des Automatischen Blockierverhinderers. Es bewirkt zwar, dass der Bremsweg länger ist, das Fahrzeug dafür aber kontrollierbar bleibt.
Der TÜV-Experte schlussfolgert: „Ein kurzer Bremsweg bringt nichts, wenn der Wagen ausbricht und sich nicht mehr lenken lässt. Insofern ist der ABV absolut sinnvoll und wichtig.“Das ESP, auch Schleuderschutz genannt, erleichtert das Fahren im Winter ebenso wie der ABV. „Es setzt ein, wenn man mit zu viel Tempo in eine Kurve fährt und sorgt dafür, dass einzelne Räder abgebremst werden. Ein Ausbrechen oder Umkippen in einer Kurve kann dadurch verhindert werden“, konkretisiert Röll. Wer ein Fahrzeug führt, sollte sich jedoch darüber bewusst sein, dass Regelsysteme wie ABV und ESP nur so weit unterstützen können, wie es die vorhandene Straßenbahnbeschaffenheit zulässt. Will man prekäre Situationen vermeiden, sind ein umsichtiger Fahrstil und ein gedrosseltes Tempo nach wie vor entscheidend.
Bremsen und Parken: Die Kunst des Anhaltens im Winter#
Vor allem bei winterlichen Straßenverhältnissen, kann es zu Situationen kommen, in denen eine Gefahrenbremsung notwendig ist. Bei einem Schaltwagen sollten Kupplung und Bremse gleichzeitig betätigt werden. Warum das so ist, erklärt der Stationsleiter: „Bei einer Vollbremsung soll dem Hindernis im Idealfall ausgewichen werden, um dann weiterzufahren. Das ist aber nur möglich, wenn der Motor bei dieser Bremsung nicht ausgeht. Andernfalls wird man selbst schnell zu einem Hindernis und stellt ein Sicherheitsrisiko für andere am Verkehr Teilnehmende dar.“ Es muss sich nicht zwingend um eine Gefahrenbremsung handeln. Häufig genügt bei witterungsbedingter Glätte bereits das normale Anhalten, um Autofahrer und Autofahrerinnen in eine problematische Situation zu bringen. Zu oft werden Anhaltewege auf glatter Fahrbahn falsch eingeschätzt. Es ist wichtig, den Anhalteweg aus Brems- und Reaktionsweg berechnen und einschätzen zu können. In einer heiklen Situation ermöglicht dieses Wissen die Vermeidung eines Unfalls. „Der Bremsweg ist die Strecke, die ein Wagen vom Betätigen der Bremse bis zum Stillstand zurücklegt. Hinzu kommt der Reaktionsweg. Also die Strecke, die man zurücklegt, bis man die Gefahr erkannt hat und überhaupt reagieren kann. Zusammen genommen ergeben Brems- und Reaktionsweg den Anhalteweg“, führt Andreas Röll, Leiter der TÜV-NORD-STATION Holzminden, weiter aus. Wichtig: Liegt Schnee auf der Straße, beträgt der Anhalteweg etwa das Dreifache, bei Glatteis ist er siebenmal so lang. Neben dem Autofahren selbst gilt es auch beim Parken im Winter noch aufmerksamer zu sein als sonst. „Das Fahrzeug sollte immer so umsichtig abgestellt werden, dass Räum- und Streufahrzeuge nicht behindert werden“, sagt Röll.
Bei Schneefall rät der TÜV-Experte Fahrzeugführenden, sich genau zu merken, wo man geparkt hat, um den eigenen Wagen schneller wiederzuerkennen, wenn alle unter einer Schneedecke liegen. Andreas Röll gibt weitere Tipps: „Am besten ist es, die Windschutzscheibe mit einer Thermo-Abdeckung vor Frost zu schützen, so spart man sich das Eiskratzen. Gleichfalls ist es ratsam, die Scheibenwischer hochzuklappen, damit die Gummilippen nicht festfrieren.“ Ebenfalls wichtig zu beachten: Wer unter schneebehangenen Bäumen parkt, muss sich vor herunterfallendem Schnee und Eis in Acht nehmen. Das gilt zudem beim Parken unter Vordächern, denn Dachlawinen sind tückisch und können Auto und Mensch unter einer Decke aus Schnee und Eis verschütten.