Holzminden (red). Seit April schon ist Reiner Sünnemann in den Ruhestand getreten, coronabedingt musste im Frühjahr die offizielle Verabschiedung ausfallen. Doch jemand, der seinem Arbeitgeber über so einen langen Zeitraum die Treue gehalten und dabei nahezu täglich auch noch Leben gerettet hat, konnte man ohne eine kleine Feierlichkeit nicht gehen lassen. Über 40 Jahre hat Reiner Sünnemann als Rettungssanitäter und Rettungsassistent in Diensten des Landkreises Holzminden gestanden. Sowohl Landrat Michael Schünemann als auch der beim Landkreis für den Rettungsdienst zuständige Bereichsleiter Thorsten Oberg dankten dem Ruheständler für seine aufopferungsvolle Tätigkeit.
„In Zeiten, in denen selbst den professionellen Helfern immer weniger Respekt entgegengebracht wird, wiegt die Leistung Ihrer Lebensarbeitsleistung umso mehr“, stellte der Landrat bei der kleinen Feierstunde in Anwesenheit von Vertretern der Personalabteilung, des Personalrates und der zuständigen Dezernentin Manuela Schäfer fest. Dabei hatte sich Reiner Sünnemann nach seinem Eintritt in den öffentlichen Dienst im März 1979 nicht nur schnell als Krankenwagenfahrer verdient gemacht, sondern hat fünf Jahre später die Prüfung zum Rettungssanitäter abgelegt. In dieser Funktion blieb der gebürtige Beveraner praktisch ein halbes Menschenleben lang, sodass es kein Wunder war, dass er auf die Frage, ob er den Sprung in den Ruhestand problemlos bewältigt habe, antwortete: „Am Wochenende wache ich manchmal auf und frage mich, zu welchem Dienst ich denn jetzt eingeteilt bin, bis mir dann einfallt, dass das ja vorbei ist.“
Dabei gehörte die Aufgabe, im Rettungsdienst zu arbeiten, in seiner Jugend sicher nicht zu seinen vorrangigen Berufswünschen. Nach seinem Schulabschluss 1973 machte Sünnemann zunächst eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker, um dann nach Beendigung seines Wehrdienstes 1977 zunächst bei verschiedenen Firmen zu jobben. Erst beim Rettungsdienst jedoch fand der heutige Ottensteiner dann offenbar seine Bestimmung, auch wenn die Erlebnisse im Dienst nicht immer ganz einfach zu verarbeiten waren.
Wenn es um wirklich schöne Erinnerungen gehe, sagt Sünnemann, falle ihm nur eine Geburt ein, die er im Einsatzfahrzeug selbst einmal geholfen habe, zu bewerkstelligen. „Und natürlich, wenn ich nach ein paar Tagen gesehen habe, dass es den Patienten oder denjenigen, die wir transportiert haben, besser ging, hat mich das glücklich gemacht.“ Allerdings seien eben auch die vielen Fälle nicht so einfach aus dem Kopf zu bekommen, die nicht so gut ausgegangen seien. „In der Nacht gehen noch manchmal die Schubladen der Erinnerung auf, die werde ich wahrscheinlich immer im Kopf behalten.“ Schwermütig wirkt der 64-Jährige aufgrund dessen nicht, eher besonnen und lebenserfahren. Und mit dem Ruhestand kommt er auch gut zurecht, schließlich hat er alle Hände voll zu tun. Schon vor zehn Jahren hat er zusammen mit seiner Frau ein kleines Baggerunternehmen gegründet. Und das brummt immer noch.
Foto: Drews, Landkreis Holzminden