Stadtoldendorf (red). Was am 21. April hätte stattfinden sollen, konnte nun im September endlich nachgeholt werden. Der Musik- und Kulturverein Stadtoldendorf wählte mit Bedacht eine Lesung als ersten Event nach der Corona-Zwangspause.
An einer kleinen, überschaubaren Veranstaltung wollte man das erforderliche Hygienekonzept ausprobieren und das Verhalten des Publikums studieren, um Erfahrungswerte für weitere Unterfangen zu sammeln. Dafür schien der Stadtoldendorfer Autor Ernst von Wegen ein gutes Zugpferd zu sein, denn die 25 Besucher kamen nicht nur aus dem Landkreis Holzminden, um der Vorstellung seines neuen Weserbergland-Romans beizuwohnen.
In seiner Begrüßung musste der MKV-Vorsitzende Dr. Hagenstein erst auf die Pandemie-Vorschriften hinweisen. Nicht nur die Veranstalter, auch das Publikum muss sich erst noch an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Jedoch zeigten alle Verständnis und nahmen die kleinen Einschränkungen gerne hin, um den neuen Holzminden-Roman kennenzulernen.
Ernst von Wegen sprach von „Ausflügen“, die er in seinem Roman „Die heimliche Hauptstadt des guten Geschmacks“ unternehme. Einen kurzen Ausflug in die Vergangenheit: Wie wurde Holzminden zur Duft- und Aromastadt; dann einen Ausflug nach Madagaskar in die Welt der Vanille; einen Ausflug in den islamischen Terrorismus: Ein ehemaliger Flüchtling kehrt als Attentäter nach Holzminden zurück; einen Ausflug Deutschlands rechte Szene: Ein verwirrter junger Mann wird von einer radikalen Partei vereinnahmt. „Und damit es nicht ganz so düster wird, wie es scheint“, so der Autor, mache er in seinem Buch auch mehrere Ausflüge in die Welt der Liebe. „Es ist also für alle was dabei!“
Gespannt und konzentriert lauschten die Besucher zunächst den etwas nachdenklichen Passagen, dann der spannenden Schilderung der Abenteuer eines „genormten Geschäftsmannes“ in der tropischen Hitze Madagaskars und schließlich die humorvoll und einfühlsam beschriebenen Tücken der Liebe im höheren Alter. In der Pause ergaben sich – trotz der neuen Coronaregel: Abstand ist der neue Anstand – anregende Gespräche, das Publikum reagierte durchweg positiv auf das neue Buch. Zufriedene Leser sind ja der höchste Lohn der Autoren. Das Fazit des Musik- und Kulturvereins Stadtoldendorf: Neustart gelungen, auf diesem Wege wird noch nicht alles, aber einiges möglich sein.
Foto: MKV