Amelungsborn (red). Ökologisch und ökonomisch: In der Klosterkirche Amelungsborn hat Abt Eckhard Gorka der Öffentlichkeit das vermutlich weltweit erste elektrisch beheizbare barocke Chorgestühl vorgestellt.
„Wir können jetzt im ganzen Jahr hier Gottesdienst feiern, singen, beten, schweigen“, freute sich Gorka. Bislang sei die Kirche von Erntedank bis Ostern außer an Weihnachten kaum benutzbar gewesen. „Im Winter war es schlicht immer zu kalt in der Kirche.“ Pro Gottesdienst seien bislang bis zu 500 Euro Heizkosten angefallen. Durch die ausgeklügelte Technik koste ein Gottesdienst im 38 Sitze bietenden Gestühl jedoch künftig nur noch rund 50 Cent. Durch eine Kontaktlösung würden auch nur jeweils die benutzten Sitze beheizt.
Das barocke Chorgestühl stammt ursprünglich aus der kleinen Hildesheimer Michaeliskirche und wurde dort 2005 vor den Renovierungsmaßnahmen im Unesco-Weltkulturerbe ausgebaut. Einige Jahre verblieb es so in einer Remise. Die hannoversche Landekirche schlug schließlich vor, dass bereits geschädigte Gestühl aufzuarbeiten und in der Klosterkirche Amelungsborn aufzustellen. Dabei sei das figürlich reich gestaltete Gestühl vorsichtig erweitert worden – zugleich sollte jedoch sichtbar bleiben, was neu dazugekommen sei, sagte Abt Gorka.
Diplom-Ingenieur Jürgen Götz, der die Arbeiten in Amelungsborn betreute, stellte die technischen Neuerungen vor: In den Gesangbuchbänken wurden versenkbare Lampen eingebaut, die Lautsprecheranlage im Bereich des Chorgestühles modernisiert. Außerdem haben die Konstrukteure und Handwerker mit abnehmbaren Rampen aus Aluminium das Gestühl auch für Menschen mit Behinderung zugänglich gemacht.
Landeskirche, Kloster und Kirchengemeinde haben gemeinsam die Kosten von insgesamt rund 140.000 Euro übernommen, sagte Gorka. „Das Gestühl ist nicht heilig und nur dem Konvent vorbehalten – auch die Kirchengemeinde soll selbstverständlich ihre Gottesdienste dort feiern.“ Ingebrauchnahme in lutherischer Sicht finde schließlich dadurch statt, dass das Gestühl nun auch benutzt werde.
Gorka dankte den Handwerkern, Konstrukteuren, der Denkmalpflege und der Landeskirche für die Arbeit: „Ohne Sie wäre all das nicht möglich geworden. Durch Ihrer Hände Werk ermöglichen sie Menschen Gotteserfahrungen zu machen.“
Foto: Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, Ulrich Marx