Lenne/Tokio (rus). Was haben die Olympischen Spiele, Dressurpferde und ein großes Holzfass aus Lenne gemeinsam? Vielleicht das Zeug dazu, zu einer Erfolgstory dieses Jahr zu werden. Denn ein ganz besonders konzipiertes Wellness-Fass der Tischlerei Keitel aus Lenne soll dazu dienen, Dressurpferde aus dem Olympiakader fit zu halten. Wie das funktionieren soll, haben wir uns in Lenne einmal genauer angeschaut.

Die Olympischen Spiele 2020 sollen vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 (Anm. der Redaktion: Termin auf 2021 verschoben) in Tokio stattfinden. Mit dabei ist auch Jessica von Bredow-Werndl (34), eine der derzeit besten deutschen Dressurreiterinnen. Bereits 2002 wurde sie Doppel-Europameisterin der Junioren, viele weitere Erfolge schlossen sich in den Folgejahren an. Sie errang vielfach Gold, Silber und Bronze, wurde 2018 Mannschaftsweltmeister und 2019 Mannschaftseuropameister. Im Februar 2020 befand sie sich mit ihren Dressurpferden „Dalera“ auf Rang 5 sowie mit „Zaire“ auf Rang 14 der Weltrangliste. Mit diesen beiden Pferden ist sie auch für dieses Jahr Teil des Olympiakaders – und das Wellness-Fass aus Lenne soll dabei helfen, dass die Tiere bis dahin gesund und vital bleiben. Dass die Gesundheit und Vitalität solcher Pferde besonders im Fokus steht, erklärt sich von selbst.

In Lenne wurde für so einen Zweck ein neuartiges Holzfass konzipiert, das mit einer Wellnessausstattung versehen wurde und in puncto Größe die eigentlich hier sonst produzierten Holzfässer um Längen schlägt. Es sollen darin nämlich nicht bloß Menschen stehen können, sondern ausgewachsene Pferde. Die Idee eines solchen Fasses entstand erstmals vor zwei Jahren auf einer Wellness-Messe in Stuttgart. Als man seinerzeit die eigenen Saunafässer dort ausstellte, reifte die Idee, in Bezug auf eine gesundheitsfördernde Ausstattung auch noch einen Schritt weiter zu gehen – und größer zu werden. Was für den Menschen gut ist, kann auch für Tiere nicht verkehrt sein. Gemeinsam mit Claudia Klauenburg, Geschäftsführerin der Firma Oxygen Concept, wurde die Idee weiter gedacht, das Gesundheitsfass für den Menschen entwickelt und später in angepasster Größe auch für Pferde gebaut. Der gesundheitliche Aspekt steht hier im Vordergrund: Innerhalb des Fasses befindet sich in einem eigens dafür installierten Schrank ein Sole-Vernebler, der in Kombination mit einem Sauerstoffgerät feinste Sole von Totem Meer Salz in die Umgebungsluft vernebelt. Im Fass befindet sich dadurch nahezu 96 Prozent konzentrierter Sauerstoff, der dem Fassinneren zugeführt wird. Atemluft in seiner reinsten Form. Die Sole wird ionisiert und damit lungengängiger gemacht, was zusätzlich vitalisierend wirken soll und gut für die Atemwege ist. Das Fass ist luftdicht abgeschlossen, im Inneren ein eigener Kreislauf für den Luftaustausch. Schon nach kurzer Zeit bemerkt man den Effekt, der sich positiv auf den Organismus auswirkt.

Denn Sauerstoff ist die Schlüsselsubstanz für alle Prozesse im Körper. Wer tief atmet und sich viel an der frischen Luft bewegt, hat diese Erfahrung selbst schon gemacht. Dieser Effekt lässt sich auch in geschlossenen Räumen erzielen. Der in dem Fass verbaute Hochleistungs-Konzentrator reichert die Atemluft mit wertvollen Sauerstoffmolekülen an. Mit erstaunlichem Ergebnis: Um bis zu 35 Prozent lässt sich der Sauerstoffanteil dadurch erhöhen. Geeignet ist die Technologie für Kabinen oder andere Räumlichkeiten im Wellnessbereich, ebenso für Büros oder Schlafräume – oder eben für ein überdimensioniertes Holzfass, das neben seiner eigentlichen, in diesem Falle gesundheitsfördernden Funktion dann auch noch ein echter Hingucker ist.

In mehreren Tagen handwerklicher Arbeit entstand so aus heimischen Lärchenholz aus dem Solling das 3,25m lange und 2,60m hohe Holzfass mit der besonderen Ausstattung. Rund 40 Stunden waren nötig, um aus dem eigens hierfür ausgewähltem Holz das fertige Fass zu produzieren. Weitere Anbauteile, wie etwa die Beschläge werden hauptsächlich aus der Region bezogen. Nicht nur deshalb sind die Holzfässer von Walter Keitel auch als „Echt!“ von der Solling-Vogler-Region ausgezeichnet worden. Platzangst gibt es in dem Fass übrigens nicht – zwei große Fenster an beiden Seiten geben den Blick nach Außen frei und durchfluten das Innere mit Tageslicht. Für die Nutzung durch Pferde wurden die Türen zusätzlich verstärkt, insbesondere im hinteren Bereich.

Das Fass geht nun nach Aubenhausen in Bayern, einem kleinen Dorf südöstlich von München, nicht weit weg vom Chiemsee. Dort betreibt Jessica von Bredow-Werndl eine Reitsportanlage und bereitet sich und ihre Pferde dort auch auf Olympia vor. Das neue Holzfass mit seiner besonderen Ausstattung soll nun dabei helfen, die Dressurpferde fit für Olympia zu halten.

Das Holzfass gibt es von der Tischlerei Keitel, die ein Patent darauf hält, längst in vielen verschiedenen Formen und Varianten. Im Schnitt rund 100 Holzfässer pro Jahr verlassen die Werkshalle der Tischlerei, seit über 15 Jahren werden sie hier bereits produziert. Als Sitz- oder Stehfass, Sauna- oder Wellnessfass, als Schlafraum, mit Toilette oder Dusche – ganz gleich was der Kunde wünscht, Tischlermeister Walter Keitel und sein Team bauen die Fässer so, wie sie sein sollen und gewünscht sind. Auf Fachmessen sind sie regelmäßig vertreten, weltweit wurde auch schon ausgeliefert, Restaurants, Weingüter, Hotels und sogar Freizeitparks damit bestückt. Und auch wenn die meisten Fässer natürlich für den Menschen gedacht sind, war der Auftrag für die Olympia-Pferde nicht das erste Fass dieser Art – bereits vier weitere wurden schon gebaut und verkauft.

Fotos: rus