Bodenwerder (red). Am Dienstag, dem 4. Februar um 19 Uhr laden die Kantorei Bodenwerder und der Freundeskreis Israel-Weserbergland zu einem Vortrags-Abend ins Haus der Kirche Bodenwerder ein. Zu Gast ist der Theologieprofessor Dr. Klaus Wengst aus Braunschweig. Er spricht im Vorfeld der Aufführung von Bachs Johannespassion am 8. März in der Klosterkirche Kemnade über den biblischen Oratorientext und seine umstrittene Auslegung. Anschließend ist Gelegenheit zu Diskussion und Austausch wie auch zum Erwerb von Konzertkarten vor Beginn des offiziellen Vorverkaufs.
Der Eintritt zum Vortrag ist frei. Es wird um Spenden zur Mitfinanzierung der Kosten gebeten.
Wie ist das Johannes-Evangelium bezüglich der Juden zu verstehen? In der Forschung ist das umstritten: Handelt es sich um antijudaistische Verwerfungen? Oder spiegeln die Texte innerjüdische Auseinandersetzungen zwischen den Jesusanhängern und der jüdischen Mehrheitsgesellschaft wider? Die Wirkungsgeschichte der Texte war teils verheerend. Kirchen wie weltliche Regierungen beriefen sich immer wieder auf die Aussagen des Neuen Testaments, um Diskriminierung und Verfolgung von Juden zu rechtfertigen. Auch in den Passionen von Johann Sebastian Bach scheint sich der Antijudaismus der Theologie Martin Luthers zu zeigen. So faszinierend und packend Bachs Musik ist, können wir heute doch nicht ignorieren, dass hier die fatale antijudaistische Wirkungsgeschichte mitschwingt.
Prof. i.R. Dr. Klaus Wengst lehrte von 1981 bis 2007 an der Ruhruniversität Bochum, 1991 unterbrochen durch einen Studienaufenthalt an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er verfasste einen Kommentar zum Johannesevangelium und ist dem jüdisch-christlichen Dialog besonders verbunden. Bei Kirchentagen hat Klaus Wengst oft in Bibelarbeiten mitgewirkt, kann also auch für Nicht-Theologen verständlich reden. Er nimmt die Besucher mit auf eine spannende Zeitreise in die multireligiöse Gesellschaft im Jerusalem des 1. Jahrhunderts.
Foto: Wengst