Stadtoldendorf (r). Bundesumweltministerin Svenja Schulze will den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen verteuern. Bis Ende des Jahres soll dazu ein Klimaschutzgesetz beschlossen werden. Denn derzeit werden sowohl nationale als auch europäische Klimaschutzziele verfehlt, es drohen teure Strafzahlungen. Wie sich mittelständische Unternehmen wappnen können und wie mögliche Gegenmaßnahmen aussehen, darüber informierten sich Mitglieder der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) aus dem Bezirk Hildesheim kürzlich im „Haus am Eberbach“ in Stadtoldendorf.
Nach der Begrüßung durch den MIT-Kreisvorsitzenden Marc Wellmann, der auch den MIT-Kreisvorsitzenden von Göttingen Jörg Rudolph herzlich willkommen hieß, stellte Dr. Rolf Deipenwisch die aktuelle Situation dar. Die große Koalition hat sich vorgenommen, in diesem Jahr ein Klimaschutzgesetz zu beschließen, das sicherstellt, dass das Klimaziel für 2030 erreicht wird und der CO2-Ausstoß um 55 Prozent gegenüber 1990 zurückgeht. Dazu müssen weniger Benzin, Diesel oder Heizöl verbrannt und weniger Strom verbraucht werden. Bislang beträgt die Reduzierung knapp 30 Prozent. Die Ziele sind Experten zufolge nur mit großer Kraftanstrengung zu erreichen. Offen ist noch, wie die Gegenmaßnahmen in der Wirtschaft aussehen könnten.
Seit 2015 müssen alle größeren Unternehmen ein Energie-Audit durchführen und den Nachweis liefern, dass sie effizient und nachhaltig mit ihrem Energieverbrauch umgehen. Davon sind die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bisher noch verschont. Sie kommen sogar in den Genuss von Fördergeldern, wenn die Energiekosten im Unternehmen über € 10.000 (netto) im Jahr liegen.
„Das allerdings weiß kaum ein mittelständischer Unternehmer“ erläuterte der Energieexperte Dieter Poß. So fördert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) die Energieberatung mit € 6.000 und übernimmt damit 80% der Kosten. Von dieser Förderung hätten in Deutschland 2018 allerdings nur 2.500 der über 3,4 Millionen KMU Gebrauch gemacht. „Bei diesen vom SGS-TÜV Saar durchgeführten Energieberatungen handelt es sich um hochwertige Energieaudits im Sinne der EU-Energieeffizienzrichtlinie“, so Poß. Durch qualifizierte Beratung sollen Informationsdefizite abgebaut sowie Einsparpotentiale und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz im Unternehmen aufgezeigt werden. Die Energieberatung solle dabei wirtschaftlich sinnvolle Energieeffizienzpotentiale sowohl in den Bereichen Gebäude und Anlagen als auch beim Nutzerverhalten aufzeigen. „Ziel dieses Programms ist es, die Anzahl der durchgeführten Energieberatungen in KMU weiter voran zu bringen und damit vorhandene Energieeinsparpotentiale zu heben. Durch sparsame Energieverwendung kann ein wesentlicher Beitrag zur Energiesicherheit in Deutschland und zum Klimaschutz geleistet werden“, führte der Energieexperte aus.
Poß wies indes auch darauf hin, dass dieser Fördertopf schon im kommenden Jahr versiegen könnte, „dann nämlich, wenn die Bundesregierung das viel diskutierte Klimaschutzgesetz verabschiedet und auch die kleinen und mittleren Unternehmen zwingt, ihre Energieeffizienz nachzuweisen.“ Dann müssten diese Firmen die Kosten eines Energiegutachtens aus eigener Tasche bezahlen, warnte er.
Der MIT-Kreisvorsitzende Marc Wellmann dankte dem Referenten und räumte ein, dass nahezu allen Anwesenden die angesprochenen Förderungen bisher nicht bekannt gewesen seien. „Wie es aussieht verschenken unsere Unternehmen bares Geld und das sollten wir so schnell wie möglich ändern“, meinte Wellmann. Denn auch der Mittelstand habe ein großes Interesse, dass die Klimaziele erreicht werden. „Und da uns die EU dabei noch finanziell unterstützt ist es höchste Zeit, jetzt aktiv zu werden“, schloss der MIT-Kreisvorsitzende.
Foto: MIT Kreisverband Holzminden