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Sonntag, 22. Dezember 2024 Mediadaten Fankurve
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Holzminden (r). Im Jubiläumsjahr des Campe-Gymnasiums  2019 feiert man auch  das Humboldt-Jahr, Alexander von Humboldt wäre in diesem Jahr am 14. September 250 Jahre alt geworden. Man erinnert sich wieder an den in Deutschland fast vergessenen Universalgelehrten, Naturforscher und Weltvermesser, weil er und seine Forschungsergebnisse so aktuell wie schon lange nicht mehr sind. In Lateinamerika feiert man ihn übrigens auch nach 200 Jahren immer noch jedes Jahr, weil er als der eigentliche Entdecker und Wertschätzer des Kontinents gesehen wird.

Alexander von Humboldt wurde weltweit berühmt als mutiger Naturforscher und rastloser Weltvermesser. Nach ihm wurden u.a. eine Lilie, ein Pinguin, eine Tomatensorte, ein Mondkrater und eine Meeresströmung benannt.  Goethe, Schiller, der südamerikanische  Revolutionär Simon Bolivar, Thomas Jefferson,  James Madison, Napoleon, Charles Darwin und  Klimaforscher bis heute stützen sich auf seine Forschungen. Humboldt war in der europäischen und amerikanischen Wissenschaft und in den Herrscherhäusern sehr gut vernetzt, er war beliebt und seine Berichte sorgten überall für Aufsehen, er schrieb 50.000 Briefe und erhielt ebenso viele, Politiker und Wissenschaftler fast weltweit nutzten seine Forschungsergebnisse. Ob es sich um ein Netz internationaler Messstationen zur Feststellung des Erdmagnetismus handelte, um Freiheitsrechte für Sklaven, die Erforschung der Inka- und Aztekenkulturen, aber auch noch existierender Indianerstämme oder um die Bewahrung gefährdeter Ökosysteme, die Erfindung der Isothermen und Kartierung globaler Vegetationszonen – stets war Humboldt der unruhige , rastlose Geist im Hintergrund, der den Anschub dazu gab: „Ich bin nur glücklich, wenn ich etwas Neues unternehme, und zwar drei Sachen mit einem Mal.“  Zahlreiche Atlanten, 800 botanische, zoologische, geologische und astronomische Abhandlungen, knapp 50 Bücher und 1500 Zeichnungen hatte er am Ende in mehreren Sprachen veröffentlicht. „Alles hängt mit allem zusammen!“, so war seine Devise, und er versuchte die Zusammenhänge zu erforschen.

Campe und Humboldt

Was hat das jetzt mit Joachim Heinrich Campe zu tun?  Campe aus Deensen, später angesehener Pädagoge und Schulreformer, hatte von 1760 bis 1765 die Kloster-und Stadtschule in Holzminden besucht und war u.a. Hauslehrer bei den Humboldts in Berlin angestellt.

Daher können Holzminden und das Campe-Gymnasium ein bisschen stolz sein, denn Campe hat sicherlich das Forscherinteresse beim jungen Alexander unterstützt.

Auf Schloss Tegel, dem Sommersitz der Familie,  erhielten Alexander und sein Bruder Wilhelm, der spätere Gründer der Universität in Berlin, Unterricht bei den besten Hauslehrern. Und da kommt Joachim Heinrich Campe ins Spiel.  Er war mittlerweile als Pädagoge überregional bekannt geworden. 1775 wurde er als Lehrer der beiden Humboldt-Söhne angestellt. Campe setzte sich ein für ein interessegeleitetes Lernen, was wiederum den Wunsch nach eigenem Gestalten wecken sollte.  „Lernen soll selbstbestimmt, spielerisch und nach Möglichkeit anlassbezogen geschehen. Lernen heißt nicht, mitgeteilte Erkenntnisse anderer auswendig lernen, sondern die Kinder sollen  zu  Erkenntnissen selbst gelangen. […] Geist und Körper sollen gleichermaßen und ausgewogen am Lernvorgang beteiligt sein, sportliche Bewegung und untersuchende oder erprobende Arbeit in Garten oder Werkstatt soll die Kopfarbeit stets begleiten, ergänzen oder vertiefen.“, so formulierte es  Campe-Kenner und ehemaliger Lehrer am Campe-Gymnasium, Reinhard Krebs, in seiner Rede zur Eröffnung des Jubiläumsjahrs der Schule im Oktober 2018.  

Auch Alexander interessierte sich mehr für die Natur als für den Unterricht und stromerte lieber in der Umgebung des Schlosses umher, von jeder Wanderung brachte er Steine, Insekten und Pflanzen mit, die er sorgfältig untersuchte. Sein Spitzname war daher „Der kleine Apotheker“. Er las zudem gerne Berichte von Forschungs- und Entdeckungsreisen.

Reisen und Forschen, das war Alexanders Leben. Sein langjähriger Reisebegleiter war der Arzt und Botaniker Aimé Bonpland. Der spanische König stellte ihnen  Forscherpässe für die spanischen Kolonien in Süd- und Mittelamerika aus, wo sie von 1799 bis 1804 nahezu jeden Vulkan, jeden Fluss, jede Höhle und jedes Gebiet untersuchten. Humboldt bereitete seine Reisen akribisch vor, 42 Messinstrumente soll er mitgenommen haben. Die Beiden erlebten und überlebten zusammen mit zwei weiteren Mitreisenden aus Südamerika die abenteuerlichsten Situationen. Sie fuhren unbekannte Flüsse entlang, erklommen frierend und von Übelkeit befallen über 5000 m hohe Berge, stiegen über scharfkantige, stinkende Schwefelhalden in aktive Vulkankegel hinab, erforschten Höhlensysteme, kletterten zusammen mit Sherpas und mit Kisten und Messinstrumenten beladenen Maultieren schmale Berggrate auf und ab, sammelten und katalogisierten fremde Pflanzen, Tiere und Gesteine, lernten fremde Kulturen und Sprachen kennen und den Wert der Naturverehrung der Naturvölker schätzen.

Von ihrer Reise brachten sie kistenweise exotische Pflanzen, Tiere und Steine mit.  Andere Ziele der Forschungen waren Russland und China;  hier interessierten Humboldt Klima, Erdmagnetismus und  Geologie.

Humboldt schrieb  bis kurz vor seinem Tod am 6. Mai 1859 an seinem Lebenswerk, einer fünfbändigen Enzyklopädie mit dem Titel  "Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung". Hier wollte er alles zusammenfassen,  das gesamte Wissen über die Welt und das Universum.

Genau wie sein ehemaliger Hauslehrer Joachim Heinrich Campe verstand sich Humboldt als Kind der europäischen Aufklärung. Seiner Meinung nach waren alle Menschen „gleichmäßig zur Vernunft begabt“. Darstellungen von „ hohen und niedrigen Menschenrassen“ lehnte er ab, sein Motto lautete:  "Alle sind gleichmäßig zur Freiheit bestimmt." Allein Bildung mache den Unterschied. „Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben.“, so sein Credo.

„Auf das Zusammenwirken der Kräfte, den Einfluss der unbelebten Schöpfung auf die belebte Thier- und Pflanzenwelt, auf diese Harmonie sollen stets meine Augen gerichtet sein." – was für eine Mahnung von Humboldt für die heutige Zeit der weltweiten Umweltzerstörung und des Klimawandels. Auch „Humboldts Berg“ zeigt  heute Klimawandel-Folgen, die Höhenstufen am Chimborazo sind seit 1802 um 500 Meter nach oben gerückt…

Erkennen, begreifen, gestalten – das Leitbild des Holzmindener Gymnasiums, das sich nach Joachim Heinrich Campe benannt hat, hat so alte Wurzeln und ist doch so aktuell. Bei den Schülerinnen und Schülern Interesse an den Zusammenhängen und der Mitgestaltung der Welt zu entwickeln -  vom Klimaschutz und Bewahrung von Ökosystemen über das Kennenlernen und Achten anderer Menschen, Sprachen und Kulturen bis hin zur Überwindung von gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten, das zu vermitteln liegt der Schule am Herzen.  „Alles hängt mit allem zusammen.“

Ein langer Weg. Viel zu tun.

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