Landkreis Holzminden (red). Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. begeht in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass hat sich Rainer Grygiel, langjährig engagierter Unterstützer der Friedensarbeit des Volksbundes, entschlossen, die Kriegsgräberstätten im Landkreis Holzminden zu Fuß zu erkunden. Auf seiner "Tour der Erinnerung" hat er Gräber von Soldaten, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, Kriegsgefangenen, Bombentoten und DPs (Displaced Persons) an zwanzig Stationen besucht. Er ist insgesamt 110 km an sechs Tagen durch die malerische Landschaft des Weserberglandes gewandert. 

„Besonders beeindruckt haben mich dabei die Berge, wie z.B. auf der Etappe von Brevörde nach Bodenwerder über Ottenstein und Hohe“, beschreibt Grygiel seine schönsten Erlebnisse. In den Orten Brevörde, Bodenwerder, Holzen, Stadtoldendorf, Golmbach und Holzminden wurde er gut aufgenommen und untergebracht. „Die freundliche Aufnahme im Landkreis Holzminden hat mir sehr geholfen“, sagt Rainer Grygiel. Seine „Gasteltern“ seien sehr hilfreich bei der weiteren Tourplanung gewesen oder hätten ihn sogar ein Stück auf dem Weg begleitet. Nach den anstrengenden Etappen sei es schön gewesen, sich bei einer Tasse Kaffee zusammenzusetzen und von den Erlebnissen zu berichten.

Mit seiner „Tour der Erinnerung“ arbeitet Grygiel auch gegen das Vergessen einer Zeit voll Gewalt und Tod. Er möchte die Aufmerksamkeit auf die oft vergessenen, verdrängten Spuren lenken, die die beiden Weltkriege auch in unserer Region hinterlassen haben. Besonders nachhaltig haben ihn die Orte an denen in Holzminden, Heinsen, Polle und Bodenwerder die Weser vom 6. – 8. April 1945 gequert wurde, beeindruckt. Aber auch in Stadtoldendorf, Holzminden und Halle gab es viele Gräber von gefallenen Soldaten und zivilen Opfern. Diese Gräber werden als Mahnung dauerhaft erhalten. In Bodenwerder besuchte er zusammen mit Ingo Beuser von der Reservistenkameradschaft Brevörde das Grab von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Am Ehrenfriedhof beim ehemaligen Lager Holzen wird auch derer gedacht, die beim Todesmarsch der Gefängnisinsassen vom Zuchthaus Hameln zum Lager Holzen ums Leben kamen. Hier sind ebenfalls Insassen des Lagers Lenne beigesetzt. 

„Frieden muss immer neu erarbeitet werden“, lautet Rainer Grygiels Fazit dieser bewegenden Tage im Weserbergland. Am letzten Tag im Landkreis Holzminden besuchte er zusammen mit Landrätin Angela Schürzeberg, der Vorsitzenden des Volksbund-Kreisverbandes, den Friedhof Altendorfer Straße in Holzminden. Hier gibt es neben den Gräbern der gefallenen Soldaten auch viele Gräber von Zwangsarbeitern und zivilen Opfern von Bombenangriffen sowie der Kämpfe um die Stadt in den letzten Kriegswochen.

Foto: Landkreis Holzminden