Holzminden/Heinsen (sl/ams). Bei einer Pressekonferenz zum Thema Buchensterben im Landkreis Holzminden verkündeten Peter Drews, Pressesprecher des Landkreises, Angela Schürzeberg, Landrätin, Wolf Ebeling, Forstamtsleiter Neuhaus, und Mathias Assmann, Sprecher der Niedersächsischen Landesforst, dass die Konsequenzen des Buchensterbens drastischer seien als gedacht. Das Buchensterben betrifft nun auch die Bevölkerung, da an der Kreisstraße 32 zwischen Forst und Anschluss Reileifzen zur Poller Fähre die toten Buchen eine Gefahr für Menschen bieten. Assmann verkündete gleich zu Beginn: „Der Klimawandel ist im Wald angekommen“. Die Dürre, die Orkane, der Borkenkäfer, der relativ trockene Winter 2018/2019 trugen zu diesem Klimawandel bei.
Besonders sei die Buche im Landkreis Holzminden betroffen. Durch die Trockenheit sterben die Feinwurzeln ab und der Bodenwasserspeicher kann nicht aufgefüllt werden. Zudem kommen die Bäume in einen Trockenstress und seien somit anfällig für Insekten, Pilze, Sonnenbrand und weitere Schädiger. Dadurch, dass die Bäume ausgetrocknet seien, können Äste, Kronen und Baumteile abbrechen. Der neue Forstamtsleiter berichtete auf der Pressekonferenz von einem erheblichen Wassermangel, trockenen und steinigen Böden, die bei den Bäumen zu einem rasanten Absterbeprozess führen.
Die Situation habe sich ab Mai/Anfang Juni drastisch verschlechtert und die Entwicklung gehe in den nächsten zwei bis vier Jahren so weiter. Bis jetzt gehe es den Bäumen im Solling halbwegs gut, da dort der Höhenunterschied für mehr Niederschlag sorge. Nur bei den Buchen an den steilen Heinsener Klippen komme es jetzt zu Problemen, die sogar die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. Die 80 bis 150 Jahren alten Buchen könne ihre abgestorbenen Baumteile verlieren und somit auf die Kreisstraße und auch den Radweg abbrechen. Als oberste Priorität stehe für den Landkreis und das Forstamt die Verkehrssicherung. Dazu sollen die auf einer Länge von circa 3,5 Kilometer stehenden Buchen abgetragen werden. Hierfür soll mit einer Seiltechnik gearbeitet werden, so Ebeling. Doch auch hier verdiene der Arbeitsschutz aller höchste Priorität, da die Arbeiter einer extremen Gefahr ausgesetzt seien und zur sicheren Fällung erst die umliegenden Bäume beurteilt werden müssen. Dies könne jedoch erst ohne Belaubung geschehen. Somit müssen die Kreisstraße und der Weserradweg für mehrere Wochen bis zum Winter gesperrt werden. Eine genaue Angabe könne Ebeling nicht machen, da die Entwicklung bis zu den Arbeiten beobachtet werde. Die Landrätin betitelte dies, neben der Hauptreisezeit, als größte Herausforderung. Um diese Sperrung so angenehm wie möglich zu gestalten, werden Experten aus Straßenbelangen und dem Tourismus befragt.
Für die kommende Sperrung soll der Weserradweg bereits vor Holzminden auf der anderen Seite über Stahle umgeleitet werden. Schilder und die wichtigsten Plattformen weisen daraufhin, versicherte Schürzeberg. In diesem absehbaren Zeitraum können die Radfahrer zwar in Holzminden anhalten, aber nicht den üblichen Weg durch die Kreisstadt fortsetzen.
Mit den noch überlebenden Bäumen soll die Naturverjüngung fortgesetzt werden. Aktive Bepflanzungsmaßnahmen werden nicht vorgesehen, so Ebeling weiter. Der verbleibende Stand reiche aus. Dazu versicherte Drews, dass mit Hochdruck an einer Lösung gearbeitet werde. Fest stehe, dass in der nächsten Woche die Straßen gesperrt werden. Für die vielen Radler heißt es dann: Umleitung fahren! Demnächst könnte auch zu weiteren Sperrungen und Beeinträchtigungen in anderen Waldgebieten des Landkreises kommen. Hier seien Ampellösungen vorstellbar. Über weitere Maßnahmen wird die Bevölkerung informiert.
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