Kaierde (es). Die Kaierder Tobias Pahl, Kai Steinkrauß und Sven Oppermann sind am Samstag zu ihrer ungewöhnlichen Reise aufgebrochen. Zusammen mit ihren Treckern wollen sie die schönen Orte des Harzes über zehn Tage erkunden. Insgesamt soll eine Strecke von insgesamt 420 km in sieben Etappen absolviert werden. Die Idee zu dieser Abenteuerreise kam bereits im letzten Jahr. Das Reiseziel sollte zunächst die schöne niedersächsische Küste sein oder eine Fahrt in die neuen Bundesländer wurde angestrebt. Am Ende fanden die drei Männer einen Kompromiss und entschieden sich für den schönen Harz mit seinen vielen individuellen Orten.

Kurzerhand wurde eine Strecke mit einigen Stopps ausgearbeitet, ein dritter Trecker wurde angeschafft, sowie drei verschiedene Anhänger organisiert. Nach aufwendigen Reparaturen an den in die Jahre gekommenen Traktoren fanden Werkzeuge und Ersatzteile in einem Viehanhänger Platz, die drei Reisenden richteten sich in einen Wohnanhänger ein und der dritte Traktor zieht ein gemietetes Gästeholzfass.

Die erste Etappe der Abenteuerreise vor der Haustür sollte von Kaierde nach Stapelburg im Nordharz, an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, führen. Von dort aus ging die Reise weiter zum schönen Concordia See, wo die Oldtimerfreunde so gastfreundlich von den Gaststätenbetreibern Antje und Eugen aufgenommen wurden, dass sie dort einen Tag bei besten Wetter verweilten.

Von der ruhigen Idylle am Concordia See folgte das Abenteuer in der Westernstadt in Hasselfelde: Pullman City Harz. Mit einem Zwischenstopp an der Teufelsmauer und der Erlebniswelt rund um die Rappbode-Talsperre hielten die Kaierder auch an der Harzköhlerei Stemberghaus. Nach alter Tradition wird dort in verschiedenen Kohlemeilern Buchenholzkohle in Handarbeit gefertigt, wie auch schon im heimischen Hagental. 

Nach einer Nacht zwischen Cowboys und Indianern in Hasselfelde wird auch der Tag in der Westernstadt verbracht, bevor es am Donnerstag weiter zur mittelalterlichen Höhenburg Falkenstein ging.

Am Freitagabend kamen die Gespann-Fahrer in Nordhausen im Südharz an. Nahe der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Thüringen befindet sich in Nordhausen die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wie auch im heimischen Hils, bei Holzen und Lenne wurden in den Stollen des Mittelbaus Ende des zweiten Weltkrieges eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald eingerichtet. Die Häftlinge wurden wie auch im Hils zum Ausbau der Stollen eingesetzt, um dort unterirdische Rüstungsstätten für die deutsche Rüstungsindustrie zu schaffen und anschließend die Vergeltungswaffen „V1“ und „V2“ zu fertigen. Im Oktober 1944 wurde das Lager als eigenständig erklärt und weitere Lager diesem „KZ Mittelbau“ unterstellt. Bevor die Amerikaner das Lager im April 1945 befreiten waren mehr als 60.000 Häftlinge aus verschiedenen Nationen dort unter schlimmsten Arbeits- und Lebensbedingungen untergebracht. Das KZ Mittelbau Dora ähnelte vom Aufbau des Lagers und den Arbeiten sehr dem Lenner-Lager im Hils. In der Gedenkstätte wurden Teile des Lagers bereits zur Zeit der DDR rekonstruiert und kann durch Besucher sowohl über- als auch untertage besichtigt werden. Auch die Kaierder Abenteurer haben die Gedenkstätte am Samstag besichtigt.

„Wir machen auf unserer Harzumrundung eine Sightseeingtour, welche teilweise auch mit unserer Heimat verknüpft ist.“, erklärt Pahl die gewählten Stationen. Am Sonntag fahren sie nach Osterode bevor am Montag oder Dienstag die letzte Etappe der Heimreise angetreten werden soll. Jedoch gestaltet sich die Reise mit den älteren Fendt- und Fiat-Traktorenmodellen nicht immer so einfach. Die Gespanne fahren nicht schneller als rund 18 km/h und auch die Suche nach geeigneten Stellplätzen gestaltet sich oftmals schwierig. 

„Die anderen Verkehrsteilnehmer reagieren überraschend verständnisvoll auf uns im Straßenverkehr und auch mit dem Ordnungsamt konnten wir die Stellplatzproblematik kameradschaftlich klären.“, freute sich Tobias Pahl über die Gastfreundschaft im Harz.

Auch ein defektes Stromaggregat stellte für die Männer auf ihrem Trip kein Hindernis dar. Mit entsprechendem Werkzeug und Teamgeist konnte auch dies wieder repariert werden und begleitet Pahl, Oppermann und Steinkrauß weiter auf ihrer Reise.

Voraussichtlich am Dienstag, dem 28. Mai, werden die Traktorenfans wieder das Ortsschild von Kaierde, mit vielen eindrucksvollen Erlebnissen im Gepäck, passieren.

Foto: E.S.