Deensen/Roermond (r). Von einer Dienstreise der besonderen Art kehrte jüngst Wilhelm Arste zurück. Der Fleischermeister aus Deensen hatte sich auf den Weg in die Niederlande gemacht, um dort einen Siegerpokal für die erfolgreiche Teilnahme an dem internationalen Wettbewerb der renommierten „Confrérie des Chevaliers du Goute-Andouille de Jargeau“ entgegen zu nehmen.
Gewonnen hatte er die Trophäe für seine besonders ausgezeichneten Hausmacher Wurstwaren. Ganz besonders gefielen den Juroren die Rohwurst-Spezialitäten aus Deensen, unter ihnen waren einige Spezialitäten wie eine mit Walnüssen verfeierten Mettwurst, die mit Ingwer abgeschmeckte Mettwurst sowie die Varianten mit Chili und Oliven. Ebenfalls eine Goldmedaille wert war die Salami, die nach französischem Vorbild mit Knoblauch und Edelschimmel geschmacklich abgerundet wird. Eingereicht hatte der Meister auch die Produkte, die derzeit Hochsaison haben. Der luftgetrocknete Schinken und der Speck nach Tiroler Art, trocken gesalzen und mit Kräutern verfeinert, zählen dazu. Die Spargelzeit einerseits und gleich im Anschluss die Grillsaison verlangen nach dem Gaumenkitzel der besonderen Art.
Für den Meister ist der Wettbewerb deshalb auch ein zusätzlicher Test im Sinne der Qualitätssicherung. Bei den Bratwürsten stehen die Käsegriller und die Bärlauch-Variante bei Arste im Mittelpunkt des breit gefächerten Sortiments.
Beteiligt hatten sich an der „inoffiziellen Europameisterschaft“ der handwerklichen Fleischwarenhersteller über 250 Kollegen mit rund 3 000 eingesendeten Wurst-Spezialitäten. Unter die Lupe genommen wurden diese von einem internationalen Gremium erfahrener Prüfer, unter ihnen zahlreiche Lebensmittelkontrolleure, Metzger, Köche und Fachlehrer, die es mit der Vergabe der Höchstpunktzahl sehr genau nehmen.
Wer bei dem Europa-Wettbewerb der Fleischermeister auf das Siegertreppchen kommen will, muss schon etwas Besonderes an Genussfaktoren bieten. „Wir arbeiten nach alten Hausrezepten und schmecken unsere Wurstwaren individuell ab“, gibt der Chef sein Erfolgsgeheimnis für die mit Spitzenergebnissen benoteten traditionellen Wurstwaren preis: „Dabei spielen die Aspekte Frische und Qualität des Rohstoffs und Opas Rezeptbuch eine große Rolle.“ Wie sehr auch eine ordentliche Portion Leidenschaft dazu gehört, merkt man ihm im Gespräch über seine Produkte und seinen Beruf sofort an.
Der Veranstalter des „Metzger-Zehnkampfes“, die niederländische „Confrérie des Chevaliers du Goute-Andouille de Jargeau“ (kurz: „Mettwurst-Bruderschaft“) hat sich die Förderung handwerklicher Wurst- und Schinkenspezialitäten auf die Fahne geschrieben und veranstaltet seit 1981 einen internationalen Fachwettbewerb, bei dem sich die besten Metzger Europas in ihrer Kunst messen. Zum Abschluss des 39. Wettbewerbes in den Niederlanden bescheinigten die Prüfer, dass die Qualität handwerklich hergestellter Wurst- und Schinkenspezialitäten deutlich angestiegen ist. Wer sich von der Massenware absetzen will, muss es heute schaffen, aus dem scheinbar Alltäglichen etwas Unvergleichliches heraus zu holen und entsprechend zu präsentieren.
Somit wird es auch für die Spitzenbetriebe immer schwieriger, sich gegen die Kollegen im Kampf um die Mitgliedschaft im Club der Besten durchzusetzen. Denn die kontinuierliche Spitzenqualität zeichnet alle Top-Fleischereien ebenso aus wie die unverwechselbare eigene Note und die Begeisterung für ihr kreatives und genussfreudiges Handwerk. Gefeiert wurde die Preisverleihung im Saal des Theaterhotels in der niederländischen Grenzstadt Roermond. Umrahmt von einem festlichen Menü ging es nicht allein um die Medaillen und Pokale, sondern auch darum, sich mit den Kollegen aus Deutschland, Holland, Frankreich und Österreich zu treffen und Erfahrungen auszutauschen.
Foto: R. Heck