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Montag, 23. Dezember 2024 Mediadaten Fankurve
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Delligsen (r). Im Jahr 1918 war die Hilsmulde ein prosperierendes kleines Industrierevier, in der die Arbeiter von Delligsen, Grünenplan und Kaierde den Sturz Kaiser Wilhelm II. feierten. Noch 100 Jahre später ist das Interesse an der Novemberrevolution in diesen traditionsreichen Hochburgen der Arbeiterbewegung groß. Zu einem Vortrag der Kreisvolkshochschule Holzminden über die politische Umbruchzeit nach dem Ersten Weltkrieg von Dr. Wolfgang Schäfer kamen ca. 70 Besucher in die überfüllte Gemeindebücherei Delligsens. Sie lauschten gespannt den facettenreichen Ausführungen des Referenten über die Anfänge der Weimarer Republik im braunschweigischen Weserdistrikt, in dem es immer wieder zu politisch motivierten Massenbewegungen kam. 

Schäfer schilderte auch ausführlich den mühsamen demokratischen Aufbruch in den Dörfern und das Wirken des ersten sozialdemokratischen Ortsvorstehers von Delligsen. Der Schlosser Heinrich Gereke, der 1919 mit großer Mehrheit in dieses Amt gewählt wurde und es bis 1933 ausübte, sei ein Glücksfall für das Dorf gewesen. Er habe nicht nur dessen Infrastruktur ausgebaut, sondern habe sich auch besonders für Kinder, Alte, Kranke und Arbeitslose engagiert und ausgesperrte Arbeiter unterstützt.

Ein Galgen auf dem Kirchplatz

Nach Schäfers Recherchen prallten in der Inflationskrise vom Sommer 1921 wirtschaftliche und politische Gegensätze in der Hilsmulde heftig aufeinander. So wurden in Delligsen die Arbeiter des örtlichen Zweigwerks der „Maschinen- und Fahrzeugfabriken Alfeld-Delligsen“ wegen einer Lohnforderung von der Firmenleitung ausgesperrt und schließlich entlassen. Außerdem demonstrierten fremde und einheimische Frauen und Männer gegen den Preiswucher bei Nahrungsmitteln auf den Straßen. Bei der „Burenschlacht“ vom 27. August 1921 kam es in Delligsen zu gewalttätigen Übergriffen auf Landwirte und Plünderungen einzelner Höfe. Auf dem Kirchplatz wurde ein Galgen errichtet, an dem mehrere Stricke und ein Schild mit der Aufschrift „Richterstätte für Wucherer und Schieber“ hingen. Ähnliche Aktionen fanden auch in Kaierde, Duingen, Coppengrave, Weenzen, Thüste und Fölziehausen statt.

Auf den Spuren der Arbeiterbewegung im Hils

Nach Schäfers Vortrag kam es zu einer lebhaften Diskussion. Thematisiert wurde u.a. die Bedeutung August Merges' für Delligsen. Schneidermeister Merges gründete 1906 in diesem Ort die SPD und wurde 1918 zum Präsidenten der „Sozialistischen Republik Braunschweig“ gewählt. Auch während seiner politischen Tätigkeit in Braunschweig und Berlin kam Merges als Berater seiner alten Freunde und als Redner immer wieder in den Hils und ins Leinetal. Die damals in Delligsen praktizierende Ärztin Paula Tobias sah in dem „roten Schneider“ den politischen Verführer der Delligser Arbeiterschaft.

Mehrere Besucher der Veranstaltung sprachen auch einen Besuch Rosa Luxemburgs in den Hilsdörfern an. Nach der mündlichen Überlieferung trat die berühmte deutsch-polnische Revolutionärin im Winter 1918/19 in Kaierde und Dellligsen in Versammlungen auf. Nach der Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Januar 1919 legte die Belegschaft der Delligser Maschinenfabrik für einen Tag die Arbeit nieder. Sie wollte mit diesem politischen Streik die beiden Sozialisten ehren und gegen die Zusammenarbeit der Reichsregierung mit nationalistischen Freikorps demonstrieren. „Die Genossen von Hohenbüchen ließen die Glocken läuten zum Zeichen der Trauer“, notierte die braunschweigische Tageszeitung „Volksfreund“ am 27. Januar 1919.

Foto: Landkreis Holzminden

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