Hameln (r). Im August beginnt für viele junge Menschen mit Ausbildungsbeginn ein neuer Lebensabschnitt. Für diejenigen, deren Suche nach einer Lehrstelle keinen Erfolg hatte, kann die Arbeitsagentur unter bestimmten Voraussetzungen die Berufsausbildung in einer außerbetrieblichen Einrichtung (BaE) fördern. Dort gibt es speziell ausgebildete Lehrkräfte und Förderunterricht. Maja Schumacher ist eine dieser Lehrkräfte vom ESTA-Bildungswerk, die in Bückeburg jungen Menschen zum Berufsabschluss Fachkraft im Gastgewerbe verhilft. Das Besondere: Sie hat vor 20 Jahren ihren Abschluss als Hauswirtschafterin ebenfalls beim ESTA-Bildungswerk über BaE gemacht.
1993 siedelte Maja Schumacher mit ihrer Familie von Kasachstan nach Deutschland aus. Der Markt für Ausbildungssuchende war damals deutlich schlechter, ihre Deutschkenntnisse noch nicht so perfekt wie heute. Daher war sie dankbar, am 01. September 1998 eine außerbetriebliche Berufsausbildung (BaE) als Hauswirtschafterin beim ESTA-Bildungswerk im Jugend-, Bildungs- und Freizeit-Centrum auf dem Bückeberg im Landkreis Schaumburg beginnen zu können. Während dieser Zeit lernte sie ihren heutigen Mann kennen, bekam zwei Kinder, aber verlor den Berufsabschluss nicht aus den Augen: „Es war damals für mich eine großartige Chance, mit den Kindern die Ausbildung beenden zu können.“ Genau das ist der Kern des Förderinstruments BaE - jungen Menschen in schwierigen Ausgangssituationen eine Chance geben.
Nach Beendigung ihrer Ausbildung im Jahr 2002 widmete Maja Schumacher sich zunächst ihrem eigenen Haushalt und ihrer Familie. Das waren genau die Jahre der beruflichen Tätigkeit, die sie nutzte, um ihre Meisterin zu machen - nach drei Jahren Abendschule legte sie im Jahr 2006 ihre Meisterprüfung ab. Danach war sie acht Jahre als Hauswirtschafterin in einem Alten- und Pflegeheim beschäftigt. Mit der Zeit wünschte sie sich eine weitere berufliche Entwicklung und bildete sich berufsbegleitend zur Fachfrau für Ernährungs- und Verbraucherbildung bei Kindern fort. Die Motivation dafür zog die junge Frau aus dem Wunsch, sich mehr im Bereich der Kinder- und Jugendbildung zu engagieren. Der Zufall kam ihr zu Hilfe: Als sie mit ihrer Tochter ihre frühere Ausbildungsstätte ESTA besuchte, ergab sich die Gelegenheit, dass dort gerade eine Ausbilderin im Rahmen einer BaE gesucht wurde - und sie bekam den Job.
Auf die Frage, was sie vorantreibt, warum sie sich diesen Dreifachanforderungen - Familie, Arbeit, Fortbildung – immer wieder stellt, antwortet die 38-Jährige: „Ich wollte meine Unabhängigkeit, einfach auf eigenen Füßen stehen können.“ Und das wünscht sie all den Teilnehmenden der BaE zur Fachkraft im Gastgewerbe, die sie seit Dezember 2016 als Ausbilderin betreut. Dabei ist sie für ihre Schützlinge überzeugt: „Jeder von ihnen kann es schaffen!“ Im Rahmen der BaE erhalten die jungen Menschen Nachhilfe in verschiedenen Fächern, Prüfungsvorbereitung und Unterstützung bei persönlichen Problemen. Dabei werden die Auszubildenden von Maja Schumacher ganz individuell begleitet und gefördert: „Die jeweils erforderliche Unterstützung ist ganz unterschiedlich. Jeden muss ich einzeln motivieren und manchmal auch antreiben, da braucht es immer viel Geduld und Feingefühl.“ Auf der Suche nach Praktikumsbetrieben für ihre Teilnehmer hatte sie bisher keine Schwierigkeiten: „Fachkräfte im Gastgewerbe werden ja überall gesucht.“
Gesucht werden auf dem Arbeitsmarkt auch die anderen Berufe, die in Bückeburg, Hameln und Holzminden im Rahmen von BaE ausgebildet werden. In Schaumburg werden über das ESTA-Bildungswerk neben Fachkräften im Gastgewerbe auch Verkäufer ausgebildet. In Hameln wurde 2017 die DAA mit der Durchführung von BaE für insgesamt sechs Ausbildungsplätze in den Berufen Fachlagerist, Verkäufer, Maschinen- und Anlagenführer sowie Metallbauer beauftragt. In Holzminden ist Träger der BaE derzeit die Inform GmbH bzw. Akademie Überlingen, dort können fünf junge Menschen zum Verkäufer und Kfz-Mechatroniker ausgebildet werden.+++ Jens Auberg, Teamleiter der Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit resümiert: „Schön ist, dass Arbeitgeber heutzutage verstärkt auch vermeintlich schwächeren Kandidaten die Chance einer betrieblichen Ausbildung geben. Denjenigen jungen Menschen, die es trotzdem noch am regulären Ausbildungsmarkt schwer haben, bietet die außerbetriebliche Ausbildung, früher wie heute, eine gute Perspektive auf dem Arbeitsmarkt.“
Foto: Agentur für Arbeit Hameln