Landkreis Holzminden (r). Urlaubszeit ist Stauzeit, diese leidvolle Erfahrung hat schon mancher Reisende im Sommer machen müssen. Doch nicht nur auf den Straßen, auch in den Zulassungsstellen herrschen ausgerechnet im Juli und im August Hochbetrieb. Die Anmeldungszahlen steigen, die Erfassung ist relativ komplex. Was der bundesweite Ausfall des EDV-Programms am letzten Freitag für die geregelte Terminkoordination an zusätzlicher Belastung bedeutet, davon wissen die Mitarbeiter im Holzmindener Straßenverkehrsamt ein Lied zu singen.
Mehr als 100 Fälle bearbeiten die Mitarbeiter in der Rehwiese täglich, im Vergleich zu letztem Jahr ist die Tendenz steigend. Um etwa 2,5 Prozent hat die Anzahl der Zulassungen im Juli bisher im Vergleich zum letzten Jahr zugenommen. Und das bei immer aufwändigeren Problemstellungen. Denn gerade im Sommer, wenn Erntezeit ist, stehen auch Erntefahrzeuge wie Mähdrescher auf der Terminliste der Zulassungsstelle. Solche Spezialfahrzeuge sind oft mit speziellen Vorrichtungen ausgestattet und weisen Sondermaße auf. Und auch die Anzahl der angemeldeten Wohnmobile steigt unaufhörlich. „Die spezielle Ausstattung dieser Fahrzeuge bedeutet für die Zulassungsstelle mitunter einen erheblichen Mehraufwand“, stellt Manuela Schäfer, zuständige Dezernentin für Sicherheit und Ordnung im Landkreis Holzminden, fest. Denn der verkehrs- und betriebssichere Einbau in den Fahrzeugen werde zwar schon vorher vom TÜV überprüft. Aber die EDV-technische Erfassung erfordere eben erheblich mehr Zeit als bei einem normalen Fahrzeug. Das gleich Problem stelle sich übrigens auch bei LKWs, Quads, Ackerschlepper, Oldtimer oder Importfahrzeugen.
Verlängerte Bearbeitungszeiten speziell im Sommer und zudem noch eine Steigerung der Anmeldungen überhaupt: Auf diese Veränderungen hat der Landkreis schon reagiert. Die Regelung, nur noch nach Terminabsprachen Anmeldungen vorzunehmen, ist dabei eine der vorbeugenden Maßnahmen, um die Kunden nicht unnötig warten lassen zu müssen. „Wir haben außerdem mit zusätzlichem Personal reagiert“, betont Schäfer. Und auch die Urlaubspläne wurden an den besonderen Ansturm im Sommer angepasst. „Da haben wir vorgesorgt, indem vorrangig nur Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern während der Sommerferien in Urlaub gehen durften“, unterstreicht die Dezernentin.
Doch ein Ausfall des zur Erfassung notwendigen Softwareprogramms, wie bundesweit am letzten Freitag geschehen, bringt alle Planungen ins Wanken. Denn die ausgefallenen, ursprünglich vereinbarten Termine müssen nun auch noch zusätzlich mit abgearbeitet werden. Die Kapazitätsgrenzen seien damit massiv überschritten, so Schäfer, man arbeite unter Hochdruck ab, was man könne. Noch mehr Personal einzustellen sei allerdings keine Option, weil das zu anderen Jahreszeiten nicht gebraucht werde und die Einarbeitungszeit für kurzfristige Verpflichtungen zu lange dauere. Das Erfassungsprogramm sei sehr komplex, es gebe jede Menge Dinge zu beachten und einzutragen.
Im Vergleich zu den Problemen andernorts in den Straßenverkehrsämtern ist man im Übrigen hier im Landkreis noch gut aufgestellt. Denn Wartezeiten über mehrere Wochen sind nicht nur in Berlin, wo es sage und schreibe zwei Kraftfahrzeugämter für 3,5 Millionen Einwohner gibt, gang und gäbe. Für die hiesige Zulassungsstelle ist das natürlich kein Grund, nicht weiter möglichst schnell, alle Fälle abzuarbeiten. „Wir können die Leute trotzdem aber nur bitten, rechtzeitig Termine zu vereinbaren und sich darauf einzustellen, eventuell auch mal ein paar Tage Wartezeit in Kauf zu nehmen“, gibt Manuela Schäfer zu bedenken.
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