Landkreis Holzminden (red). Bereits viele Jahre ist die KVHS-Jugendwerkstatt eine feste Institution als berufsvorbereitende Qualifizierungsmaßnahme im Landkreis Holzminden. Seit dem ersten April 2018 jedoch ist sie auf dem Weg, eine „Produktionsschule“ und Mitglied im entsprechenden Bundesverband zu werden. Ziel ist die Vorbereitung benachteiligter Jugendlicher und junger Erwachsener zwischen 16 und 27 Jahren auf eine Ausbildung sowie die Integration in das Berufsleben. Was die neue Produktionsschule Weser-Solling zu bieten hat, welche Produkte es gibt und welche Möglichkeiten mit ihr offenstehen, wird im Rahmen des bundesweit stattfindenden Aktionstages am Mittwoch, dem 06.06.2018 in der Zeit von 11 bis 17 Uhr in der Geschäftsstelle der Kreisvolkshochschule, Neue Straße 7, ausführlich vorgestellt.
Das neue Projektformat wird aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds, des Jobcenters und des Landkreises Holzminden gefördert. Was aber genau wird an der neuen Projektschule gemacht und wie unterscheidet sich das von der bisherigen, schon seit 1992 existierenden Jugendwerkstatt? Zunächst einmal geht es ganz grundsätzlich darum, eine ausbildungsnahe Beschäftigung mit sehr eng betreutem berufsschulähnlichem Unterricht zu koppeln. In der Produktionsschule Weser-Solling wird dieses Ziel erreicht, indem die Teilnehmenden in Kleingruppen reale Produktions- und Dienstleistungsaufträge der Kunden von der Auftragserstellung über die Anfertigung und dem Aufbau bis zur Rechnungsstellung sowohl theoretisch als auch praktisch bearbeiten. Die bis zu 20 Schüler sind also künftig komplett am gesamten betriebswirtschaftlichen Prozess beteiligt.
Schon immer wurden in der Jugendwerkstatt fachpraktische handwerkliche Inhalte an Jugendliche mit problematischen Biographien vermittelt und mit allgemeinbildenden Kenntnissen sowie berufsfachlicher Qualifizierung kombiniert. Arbeit und Lernen jedoch werde künftig deutlich stärker verbunden, betonen Ann-Kathrin Kirchner und Christian Diekmann. Kirchner und Diekmann sind zwei von sechs Sozialpädagogen bzw. berufspädagogischen Anleitern in der Produktionsschule Weser-Solling.
Angeboten werden dort sowohl Produkte als auch Dienstleistungen. Dazu gehören Holzarbeiten aller Art wie etwa individuell gestaltete Bänke oder beispielsweise auch Waldsofas, aber auch Reparaturen auf Kinderspielplätzen oder auch die derzeitige Umgestaltung des Innenhofes der Berufsbildenden Schulen. Daneben werden die Teilnehmenden auch in anderen berufsbezogenen Modulen wie beispielsweise textilem Arbeiten, dem Zubereiten von Speisen oder der Anlage und Pflege von Zierbeeten qualifiziert. Die Auftraggeber für alle Arbeiten sollten allerdings immer einen gemeinnützigen Hintergrund haben. „Wir dürfen und wollen den normalen Handwerksbetrieben keinesfalls Konkurrenz machen“, sagt Christian Diekmann. Lieber unterstütze man andere Betriebe mit Zuarbeiten, nicht zuletzt in der Hoffnung, bei solchen Gelegenheiten vielleicht auch einmal den einen oder anderen Teilnehmer in diesen Betrieben unterbringen zu können. Die enge Zusammenarbeit mit regionalen Betrieben und auch den Kammern liegt der Produktionsschule daher am Herzen.
Bei aller mittlerweile ja auch schon vielfach bewiesener Qualität der angebotenen Produkte stünden die Jugendlichen und deren Qualifizierung für das weitere Berufsleben natürlich im Mittelpunkt, wird Diekmann nicht müde zu betonen. „Wir stärken die Eigenverantwortung unserer Teilnehmenden, damit sie sie als wichtigen Bestandteil ihres Handelns verstehen.“
Eine enge Kooperation mit Partnern im regionalen Bildungs-, Sozial- und Wirtschaftsraum sei unabdingbar für das Gelingen der Produktionsschule, stellt auch Corinna Schmidt, stellvertretende Leiterin der Kreisvolkshochschule, fest. „So wird gemeinsam dem Fachkräftemangel nachhaltig entgegengewirkt.“
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