Bodenwerder (r). In Bodenwerder finden sich die frühesten Spuren jüdischen Lebens im mittleren Weserraum. Der Historiker Bernhard Gelderblom wird in einem Vortrag der Kreisvolkshochschule Holzminden am Mittwoch, dem 25. April 2018 um 19.00 Uhr im Münchhausenmuseum in Bodenwerder, Münchhausenplatz 5 vom Leben der Juden in Bodenwerder und ihrer Vertreibung berichten.
Die erste Ansiedlung jüdischer Kaufleute in Bodenwerder dürfte am Ende des 14. Jahrhunderts liegen. Die Zahl der Familien schwankt und erreicht Ende des 19. Jahrhunderts mit zehn Familien ihren Höhepunkt. Zur Zeit des Nationalsozialismus lebten noch zwei jüdische Familien in der Stadt, die unter der rassistischen Politik des NS-Regimes und der städtischen Verwaltung sowie dem Judenhass der Bevölkerung litten. Nur wenigen in Bodenwerder geborenen Juden gelang die Flucht ins Ausland. Acht Menschen zogen aus der Kleinstadt, in der sie jeder kannte, in die Anonymität größerer Städte und wurden von dort in Vernichtungslager deportiert. Eine Jüdin, die durch eine so genannte „Mischehe“ geschützt war, überlebte in einem Versteck.
Das einzige Überbleibsel des jüdischen Lebens in Bodenwerder ist heute der Friedhof. Während des Krieges als Werftgelände missbraucht, ist er nur noch in Teilen erhalten. Zwei Grabsteine haben den Krieg überdauert. Der Vortrag schildert das soziale und religiöse Leben der jüdischen Gemeinde und ihren Beitrag zum städtischen Leben im Wandel der Jahrhunderte. Am Ende steht der Versuch, die Lebensläufe der Deportierten nachzuzeichnen.
Das Eintrittsgeld für die Lesung ist an der Abendkasse zu entrichten. Aus organisatorischen Gründen wird jedoch um Voranmeldung für den Vortrag gebeten: Telefon: 05531 707-224, E-Mail:
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