Vahlbruch (red). Das Auto direkt vor der Haustür parken ist für viele Menschen in Vahlbruch seit Monaten ein unerfüllter Traum. Die Großbaustelle im Ort ist sicher manchmal nervenaufreibend, aber eine notwendige Maßnahme, die durch den Landkreis Holzminden durchgeführt wird. Aktuell läuft der dritte Bauabschnitt, ein Ende ist in Sicht. Doch wie viel Arbeit steckt wirklich hinter so einem großen Projekt?

Zunächst wird von der Straßenmeisterei aufgrund der vorhandenen Schäden und Mängel die Maßnahme als vorrangig eingestuft und in den mehrjährigen Haushaltsplan eingestellt. Um Förderungen zu bekommen wird eine Vorentwurfsplanung und eine Kostenschätzung erstellt und eingereicht. Nachdem die Förderfähigkeit festgestellt ist, kann mit der Genehmigungsplanung und danach mit der Ausführungsplanung mit Kostenberechnung und anschließend mit der Leistungsbeschreibung für die Ausschreibung begonnen werden.

Erst nach der Genehmigung des Haushalts war eine Ausschreibung möglich. Nach sorgfältiger Prüfung wurde der Auftrag im Oktober 2016 nach Zustimmung des Kreistages an das Bauunternehmen Heinrich Nolte GmbH & Co. KG aus Beverungen vergeben. Der Bauzeitenplan, den die Firma vorlegen musste, weist insgesamt ein Dreivierteljahr Bauzeit aus. Seit März 2017 ist Vahlbruch eine Großbaustelle. Es ist die größte Straßenbaumaßnahme des Landkreises Holzminden in diesem Jahr.  Bei solchen Maßnahmen ist man nicht allein auf der Baustelle, da sind Ver- und Entsorger, die Gemeinde und nicht zuletzt die Anlieger mit ins Boot zu holen. Man muss bei der Planung nicht nur seinen eigenen Ansprüchen genügen, sondern weit über „den Tellerrand“ hinaus denken, denn die Nutzungsdauer der neuen Straße soll mindestens 25 Jahre betragen.

„Ein bis zwei Stunden und drei Liter Kaffee“ beantwortet Jürgen Twele, Leiter der Straßenmeisterei in Stadtoldendorf, die Frage, wie lange die Besprechung vor Baubeginn mit allen am Bau Beteiligten dauert. Denn nicht nur die Vertreter der Baufirma und die Akteure des Landkreises nehmen daran teil, sondern auch die Ver- und Entsorger; wie etwa die Betriebe für Strom, Wasser, Abwasser, Telefon und Internet. Denn ist die alte Fahrbahndecke erst einmal weggerissen, sollten auch sie gleich ihre Arbeiten verrichten und marode Leitungen und Anschlüsse austauschen. So werden aktuell in Vahlbruch Kanalarbeiten vorgenommen und die Rohre für die Trinkwasserversorgung erneuert. Das ist ganz im Sinne von Jürgen Twele: „Jeder Aufbruch in der neuen Straße in den nächsten Jahren wäre wieder einen Schaden. Wenn wir sozusagen schon dabei sind, machen die Ver- und Entsorger ihre Arbeiten idealer weise gleich mit“, erklärt er. Auch für noch nicht konkret gewordene Vorhaben, z.B. die zukünftige Verlegung von Glasfaser- oder Stromkabeln, können Leerrohre verlegt werden, die dann später Aufbrüche in der neuen Straße überflüssig machen.

 

Haben die Bauarbeiten begonnen, bedeutet das für die Anwohner und auswärtige Autofahrer: Keine Durchfahrt und dass die ausgewiesenen Umleitungen zu nutzen sind. Das kostet oft Nerven, dient aber der Sicherheit – sowohl für die Arbeiter auf der Baustelle, als auch für die Verkehrsteilnehmer selbst. Als Umleitungsstrecke wird auch nicht die längst mögliche Wegstrecke gewählt, sondern hier wird schon sehr genau geschaut, welche öffentlichen Straßen die Anforderungen erfüllen. Dabei ist nicht nur der überörtliche Verkehr wichtig, sondern Rettungswege für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst müssen gegeben sein, ebenso muss der Schul- und Busverkehr rollen können und die Zufahrten z.B. für die Müllabfuhr sollten weitestgehend funktionieren. Außerdem muss dabei der Lieferverkehr für Firmen bedacht werden und nicht zuletzt soll den Anwohnern, die von der Großbaustelle betroffen sind, das Leben nicht allzu schwer gemacht werden. Jürgen Twele gibt dabei Vorschläge an die Baufirma heraus, die all diese Umstände berücksichtigen; für die Einrichtung und Beschilderung der Umleitungen und die Absicherung der Baustelle ist die Baufirma verantwortlich.

 

„Aktuell liegen wir im dritten Bauabschnitt voll im Zeitplan“, heißt es bei einer Ortsbegehung in Vahlbruch, bei der Jürgen Twele einen Blick auf die Baustelle wirft. Noch bis November wird die investive – also wertsteigernde –Maßnahme in der Ortsdurchfahrt dauern. Rund 560.000 Euro kostet sie insgesamt, davon kommen 50 bis 55 Prozent aus einem Fördertopf des Landes Niedersachsen und auch die Gemeinde muss einen Anteil der Kosten tragen

Am Ende der Baumaßnahme steht eine neue Straße und ein deutlich aufgewertetes Ortsbild, mit einem neuen Gehweg und barrierefreien Übergängen.

Foto: Landkreis