Bevern (red). Eine seltene Laune der Natur nutzten Forstwirte aus dem Niedersächsischen Forstamt Neuhaus für ein hölzernes Kunstobjekt.
Sie schufen aus einem korkenzieherartig verdrehten Buchenstamm eine Figur nach Form einer Tänzerin. Forstwirtschaftsmeister Martin Kuhrke und seine Auszubildenden tauften ihr Kunstwerk „Ballerina“. Ein Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) hatte einen Buchenstamm jahrelang umwachsen. Wie eine Würgeschlange wickelte sich die Liane um den Wirtsbaum, bis dieser eingegangen war. Eingezwängt in dieses Korsett hatte auch die Buche den Korkenzieherwuchs der Rankepflanze angenommen.
Den seltsam gewachsenen Baum hatte Martin Kuhrke nahe dem Weserdorf Reileifzen entdeckt. Meister Kuhrke und seine Auszubildenden Florian Makowski, Lasse Becker, Tristan Gahl, Dustin Hübener, Daniel Dreiling und Fabian Ausburg feilten viele Stunden an dem Werk, während sie Schlechtwetter statt in den Wald in die Werkstatt zwang. Sie entfernten die Rinde vom Stamm, schliffen das Holz glatt, setzten drei Stahlkugel auf die Figur und befestigten sie auf einer Metallplatte. So herausgeputzt kam die „Ballerina“ auf eine Versteigerung in den Kindergarten nach Bevern. Dort feierte die evangelisch-lutherische Kindertagesstätte ihren 50. Geburtstag. Auf dem Fest ersteigerte Gesa Trucks die hölzerne Schönheit zugunsten des Kindergartens. „Die Figur kommt zuhause in den großen alten Garten. Dort kann ich die seltene Wuchsform der Natur täglich sehen und über das glatte Holz streicheln“, freut sich die zwölfjährige Gesa, die selber die Kindertagesstätte besucht hat. Auch im zugehörigen Waldkindergarten hat Gesa oft gespielt. Gerne denkt sie an die Zeit unter den 100 Jahre alten Buchen in der Revierförsterei Burgberg zurück.
Zwischen Försterei und Tagesstätte sind die Wege kurz. Erst jüngst haben die Niedersächsischen Landesforsten Eichenstämme in die Einrichtung neben dem Schloss Bevern geliefert, auf denen jetzt 110 Kinder der Tagestätte klettern, balancieren oder ausruhen können. Klaus Melching von der Leitung der Kita-Bevern ist begeistert, wie schnell die Kinder das Geschick zum Klettern lernen. „Die Stämme fördern den Bewegungsdrang und bereichern unser Außengelände“, freut sich Melching über die Spende der Landesforsten.
Für die Forstwirte war die Arbeit am Holzobjekt lehrreich. Der Weg vom rohen Stammstück zum feingeschliffenen Kunstobjekt dauerte rund ein halbes Jahr. „Sonst lernen sie die grobe Arbeit des Bäumefällens, bei der „Ballerina" kam es dagegen auf filigrane Holzbearbeitung an“, sagt Ausbilder Martin Kuhrke.
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