Holzminden. Ich bin im Kreis Holzminden in dem kleinen Ort Reileifzen aufgewachsen. Auf den benachbarten Wiesen fanden in den 70er Jahren regelmäßig Manöver der Bundeswehr statt. Die Präsenz der Amerikaner, Holländer, Engländer und die damit verbundene Sicherheitsgarantie für ein immer weiter zusammenwachsendes Europa war für mich selbstverständlich.
Genauso selbstverständlich war es als Jugendlicher europaweit als Austauschschüler oder mit Kola und Baguette im Rucksack in unsere Nachbarländer zu reisen. So wuchs meine Überzeugung: Ein geeintes Europa bringt Wohlstand, Freiheit und Frieden für alle. 16 Jahre war ich als Verbandsvorsitzender der europäischen Aromenfirmen in Brüssel aktiv und habe die Vorteile eines geeinten Europas hautnah als Teil meines beruflichen Alltags erlebt. Der Brexit war für mich und meine englischen Kollegen ein Schock.
Als überzeugter Europäer und ehemaliges Mitglied des Vorstands von Symrise kann ich nicht nachvollziehen, warum man freiwillig auf die Vorteile eines gemeinsamen Wirtschaftsraums verzichtet.
Mit dem Erstarken von antidemokratischen Strömungen und populistischen Parteien nehmen Abschottungstendenzen nunmehr auch in Deutschland zu. Die Forderung nach einem „Dexit“ ist absurd. Unser Land profitiert wie kein anderes vom Europäischen Wirtschaftsraum. Und der Glaube, dass es in Europa nach 70 Jahren Frieden und Wohlstand keinen imperialen Krieg mehr geben wird, hat sich leider als falsch erwiesen. Das zeigt, wie fragil das Fundament geworden ist, auf dem unser Wohlstand, unsere Freiheit, unser Frieden stehen.
Europa ist eine Wertegemeinschaft geprägt von Freiheit, Menschenwürde, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz. Diese gilt es mit Nachdruck zu schützen. Ohne eine europäische Verteidigungsunion und einer engen Zusammenarbeit der nationalen Streitkräfte werden wir das nicht schaffen.
Der EU-Binnenmarkt ist der Motor unseres wirtschaftlichen Erfolgs. Statt neue Hindernisse aufzubauen, müssen wir den grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleitungsverkehr noch weiter öffnen und erleichtern.
Das wichtigste bleiben die Begegnungen, insbesondere zwischen jungen Europäern. Noch stärker sollten das Studium und die Berufsausbildung in europäischen Nachbarländern gefördert werden. Diese Weltoffenheit, diese Internationalität wird unsere Jugend begeistern und unsere Zukunftsfähigkeit bewahren.
Ich möchte, dass nachfolgenden Generationen auch das Privileg erhalten bleibt, in Frieden, Freiheit und in Wohlstand aufzuwachsen. Deshalb müssen wir uns mit ganzer Kraft gegen Nationalisten, Demagogen und Radikale zur Wehr setzen.
Am 9. Juni können wir dazu einen entscheidenden Beitrag leisten. Ich gebe bei der Europawahl meine Stimme ab - für ein starkes Europa!
Heinrich Schaper, Mitglied im Stadtrat Holzminden
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