Landkreis Holzminden (red). „Wir müssen das durch politische Entscheidungen verursachte Höfesterben schnellstens stoppen“, waren sich Gero Hocker und Hermann Grupe einig. Beide sind Agrarsprecher der FDP im Bundestag bzw. im Landtag. Bei der Diskussion, die auch digital direkt vom Futtertisch des modernem Boxenlaufstalls von Christian Ahlswede in Holzen übertragen wurde, konnte Hermann Grupe auch seinen Nachfolger als Kreislandwirt Frank Kohlenberg begrüßen.
Christian Ahlswede stellte den Gästen einen Stall vor, der nach neuesten Erkenntnissen eingerichtet worden ist. Hier wird ein Höchstmaß an Tierwohl bei guter Milchleistung erreicht. Zwei Melkroboter ermöglichen ein sehr schonendes Melken mehrmals am Tag. Die Tiere haben Liege- und Bewegungsräume, die Tiergesundheit sei in diesem Stall sehr gut. All das habe aber große Investitionssummen erfordert, was die Wirtschaftlichkeit stark belaste. Man müsse sich fragen, ob man den Landwirt nicht langsam unter Artenschutz stellen müsse, stellte Christian Ahlswede in den Raum. 

In der Tat werde die Landwirtschaft in Deutschland derzeit in einem Ausmaß mit Anforderungen überschüttet, dass viele Betriebe an den Rand der Existenz gebracht würden, machte Gero Hocker in seinem Anfangsstatement deutlich. Unsere eigene Landwirtschaft kaputt zu machen, nur um die Produktion ins Ausland zu verlagern, das löse kein einziges Problem. Im Gegenteil, kaum eine andere Landwirtschaft sei so umweltfreundlich, wie die Deutsche. Kreislandwirt Frank Kohlenberg machte auf die besonderen Verhältnisse in Kreis Holzminden aufmerksam. Der Landkreis sei geprägt von Landschafts- und Naturschutzgebieten. Die Landwirte seien zur konstruktiven Zusammenarbeit bereit. Allerdings müssten die Ausgleichszahlungen dann auch den Mehraufwand ausgleichen. Da gebe es noch viel zu verbessern. 

Marcel Borchers, Milchviehhalter aus Bodenwerder brachte die Wolfsproblematik bei der Bewirtschaftung von Naturschutzflächen in der ‚Rühler Schweiz‘ zur Sprache. Auf vielen steilen Flächen, die nur durch Weidetierhaltung zu nutzen seien, könne man wolfssichere Zäune gar nicht errichten. Diese Flächen würden verbuschen und die alte Kulturlandschaft ‚Rühler Schweiz‘ würde verschwinden, wenn man hier den Wolf nicht konsequent fernhalten würde. Dem Agrarstudenten Malte Messerschmidt liegt das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit besonders am Herzen. Von seinem Hof in Eimen aus berichtet er als Agrarblogger ‚Bauernbengel‘ regelmäßig bei Instagram, um eine realistischere Sicht der Gesellschaft auf die moderne Landwirtschaft zu ermöglichen. Die bessere Kommunikation und Wissensvermittlung sei eine Grundvoraussetzung für die Akzeptanz landwirtschaftlicher Wirtschaftsweisen, waren sich die Diskutanten einig. Und es mache letztlich sehr viel Spass, sich für diesen „schönsten Beruf der Welt“ einzusetzen, stellte Hermann Grupe in seinen Abschlussworten fest.

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