Landkreis Holzminden (lbr). Die Diskussion um die zukünftige Schulstruktur im Kreis Holzminden geht in die nächste Runde. Im heutigen Ausschuss für Bildung, Kultur und Sport kamen weitere Vorschläge und Vorlagen auf den Tisch und wurden heiß diskutiert. Jedoch stimmten die Ausschussmitglieder nicht über die drei einzelnen Vorlagen ab, sondern nahmen diese lediglich beratend zur Kenntnis, da man noch mehr Zeit zum Besprechen benötige. Kreisbaurat Ralf Buberti stellte im Name der Verwaltung zunächst das Ergebnis der beauftragten Kommission und anschließend den weitergehenden Vorschlag der Verwaltung vor.
Die Ergebnisse der Kommission
Zunächst wurde die Beschlussvorlage mit den Ergebnissen der gegründeten Kommission vorgestellt. Teil des runden Tisches waren Kreisbaurat Ralf Buberti, Rita Hartwig von der Oberschule Stadtoldendorf, Kai Conrad von der HRS Eschershausen, Inez Schroth vom Campe-Gymnasium, Andreas Hölzchen von der BBS, Sonja Bergmann-Gross vom Kreiselternrat und Klaus-Dieter Bollmann von der OBS Bevern. Ebenfalls zu Gast waren die Leiterin der IGS Einbeck und der Dezernent für Gymnasien und Gesamtschulen des RLSB Hannover. Es wurde sechsmal getagt. „Die Kommission empfiehlt dem Kreistag mehrheitlich, als Schulform für die neue Sekundarschule eine Integrierte Gesamtschule einzurichten“, so Buberti. Aufgrund dieser Empfehlung habe die Verwaltung einen Raumbedarf für eine vierzügige IGS mit circa 5.500 Quadratmeter Hauptnutzfläche zuzüglich circa 2.000 Quadratmeter Nebenfläche berechnet. Aus diesem Raumbedarf empfiehlt die Verwaltung den Standort Stadtoldendorf, da weder Bevern noch Eschershausen über eine solch große Fläche verfügen „Auch die Fläche in Holzen, auf der zunächst ein Neubau angedacht war, reicht nicht aus“, so der Kreisbaurat. Außerdem soll die Verwaltung beauftragt werden eine Elternbefragung im gesamten Kreis durchzuführen.
Förderschule in Eschershausen nicht umsetzbar
Bereits im Dezember fasste der Kreistag mehrheitlich einen Grundsatzbeschluss zur Schulstruktur des Kreises. Dieser sah unter anderem vor, dass die Förderschule für Geistige Entwicklung nach Eschershausen ziehen sollte, doch der Standort stellte sich als völlig ungeeignet dar. „Eine Förderschule in Eschershausen ist sowohl aus fachlicher als auch aus finanzieller Sicht nicht umsetzbar“, erklärt Buberti. Daher lautet der Vorschlag der Verwaltung nun, dass die Förderschule in Bevern untergebracht werden soll. „Beplanungen des Standorts Bevern haben ergeben, dass auf der Basis des bereits erstellten Raumprogramms für die Förderschule GE mit einigen Umbaumaßnahmen und Anbauten dort untergebracht werden kann“, erklärt er weiter. Ebenfalls von Vorteil seien die Nähe zur Kreisstadt sowie zum Ortskern und zur Grundschule Bevern.
Was passiert mit der OBS Bevern?
Damit die Baumaßnahme für die Förderschule beginnen können, müsse die Oberschule in Bevern aufgelöst werden und in der Oberschule Holzminden wieder aufgehen. Dafür seien 16 weitere Räume in Holzminden nötig. Zehn könnten mit weiteren Umbaumaßnahmen an der Liebigstraße entstehen und zusätzlich müsste mit Containern am Billerbeck gearbeitet werden. Eine zweite Alternative sei das Campe I. Das Campe II sei nicht geeignet. Beverns Schulleiter Klaus-Dieter Bollmann meldete sich bereits in der Einwohnerfragestunde zu Wort und kritisierte die Pläne der Verwaltung. Die OBS Bevern habe ein völlig anderes, offeneres System als die OBS Holzminden und auch die 16 weiteren Räume seien viel zu wenig. Auch die OBS Holzminden äußerte ihren Unmut über diesen Vorschlag bereits in zwei Leserbriefen in unserer Onlinezeitung.
Kreisvolkshochschule und Sprachheilklassen in Eschershausen
„Da aus den oben genannten Gründen eine Unterbringung der Förderschule GE am Standort Eschershausen nicht möglich ist, könnte aus Sicht der Verwaltung zusätzlich zu den Sprachheilklassen die Kreisvolkshochschule nach Umbaumaßnahmen am Standort Eschershausen untergebracht werden. Die Kosten hierfür würden sich auf circa 1,97 Millionen Euro belaufen“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung. Uwe Schünemann und Helmut Affelt (beide CDU) begrüßten diese Pläne. Von Peter Ruhwedel (Grüne) und Andreas Fischer wurde dieser Vorschlag scharf kritisiert. Die Kreisvolkshochschule gehöre in die Kreisstadt, zumal ein fertiger Umbau an der Liebigstraße auf die KVHS warte. „Es geht ja nur darum einen politischen Kompromiss zu erzeugen und einen großen Standort in Stadtoldendorf zu bekommen“, kritisierte Ruhwedel. Uwe Schünemann entgegnete, dass es nicht möglich sei alle Schulstandorte zu erhalten und eine IGS zu errichten, wenn man auf die Schülerzahlen schaue. Zudem würde die KVHS in Eschershausen zahlreiche Vorteile mit sich bringen und es würden 52 Arbeitsplätze entstehen.
Oberschule Stadtoldendorf soll Schüler der HRS Eschershausen aufnehmen
Mit dem Bau von Fluchttreppen sowie kleineren Baumaßnahmen könne die Oberschule Stadtoldendorf die Schüler aus Eschershausen aufnehmen. „Die Kosten für die Baumaßnahmen belaufen sich auf circa 383.000 Euro, wobei die Stadt Stadtoldendorf bereit wäre, einen Teil dazu beizusteuern“, so Buberti. In Stadtoldendorf könne dann die angestrebte IGS entstehen, wie in der vorherigen Vorlage vorgeschlagen.
Neubau für Delligsen - Machbarkeitsstudie für Bodenwerder
Für Delligsen und Bodenwerder hat sich im Vergleich zum Grundsatzbeschluss nicht viel geändert. In Delligsen soll ein Neubau für eine zweizügige Oberschule in Verbindung mit der Grundschule entstehen. Für den Standort Bodenwerder soll eine Machbarkeitsstudie zum Thema Sanierung oder Abriss der vorhandenen Gebäude oder für einen Neubau in Auftrag gegeben werden.
Antrag der Gruppe Grüne/Linke/Fischer
„Wenn wir jetzt nicht den Mut haben und einen großen Wurf wagen, dann wird es wieder nichts mit einer IGS“, so Uwe Schünemann. Andreas Fischer hingegen kritisierte die Vorgehensweise und stellte mit seiner Gruppe Grüne/Linke/Fischer einen Antrag zur Errichtung einer Integrativen Gesamtschule an den Standorten Eschershausen und Stadtoldendorf. „Die vorhandenen Schulgebäude sollen genutzt werden und eine gymnasiale Oberstufe soll ebenfalls eingerichtet werden“, erklärt Peter Ruhwedel. Ein Standort solle dabei die Unter- und Mittelstufe erhalten, der andere Standort die Oberstufe. „Es ist eine bauliche Lösung fast zum Nulltarif und zu sofort“, so Fischer. Sonja Bergmann-Gross vom Kreiselternrat kritisierte diesen Vorschlag: „Schüler und Lehrer sollen pendeln? Wir sind ein Kreis und wünschen uns seit Jahren ein gemeinsames und ganzheitliches Konzept.“ Fischer nahm diese Kritik an und appellierte an seine Ausschussmitglieder, nochmal über den ersten Vorschlag, den Neubau einer IGS im Nordkreis, zwischen Bodenwerder und der Samtgemeinde Eschershausen-Stadtoldendorf nachzudenken.
Abschließend appelliert auch Kreisrat Buberti nochmals an den Ausschuss: „Am Ende des Tages muss jeder Kompromisse machen.“ Vor der nächsten Sitzung des Kreistages soll ein weiterer Bildungsausschuss zum Thema Schulstruktur stattfinden.