Bevern (r). Mehr als 100 Vertreter der Sportvereine und der Kommunen im Landkreis Holzminden sind der Einladung des Landtagsabgeordneten Uwe Schünemann zur Vorstellung des Sportstättensanierungsprogramms in das Vereinsheim Bevern gefolgt. Der Grund für das enorme Interesse wurde bei der Veranstaltung eindrucksvoll vom stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden des Landessportbundes Norbert Engelhardt dargestellt: „Der Investitionsstau allein bei den vereinseigenen Sportstätten beträgt rund 4 Mio. €“. Der Modernisierungsbedarf bei den Kommunen sei voraussichtlich noch höher. Von den bisherigen Förderprogrammen habe diese Region kaum profitieren können. „Das muss sich in dieser Förderperiode ändern“, so Uwe Schünemann
Beeindruckt war Norbert Engelhardt vom hohen Organisationsgrad des Kreissportbundes. 42,2 Prozent der hiesigen Bevölkerung sind Mitglied in einem Sportverein. Der Landesdurchschnitt liege bei unter 35 Prozent. Dennoch bestehe Handlungsbedarf bei den 40 bis 60-Jährigen. In dieser Altersgruppe hätten die Vereine in den letzten Jahren Mitglieder verloren. Auf diese negative Entwicklung müsste durch spezielle Angebote aber auch im Hinblick auf das Sportstättenangebot reagiert werden.
Nach einer aktuellen Bestandserhebung haben von den 171 Sportvereinen im Landkreis Holzminden 97 vereinseigene Anlagen. Die Bandbreite reiche von der Beachanlage über Schießsportanlagen und leichtathletischen Anlagen bis hin zu Fußballplätzen und Turn- bzw. Sporthallen. Lediglich bei 30 Prozent sei kein Sanierungsbedarf erkennbar. Bei rund 50 Prozent reichten kleinere Maßnahmen bis zu 25.000 € aus. In 16 Sportstätten müssten bis zu 100.000 € und in 5 Einrichtungen sogar über 250.000 € investiert werden. Notwendige Neubaumaßnahmen seien gar nicht erfasst worden.
Aus dem Sportstättensanierungsprogramm des Landes erhält nach Angaben von Uwe Schünemann der Landessportbund in den kommenden vier Jahren insgesamt 20 Mio. € zusätzlich für die Förderung vereinseigener Sportanlagen. Diese Zuschüsse seien vor allem für größere Maßnahmen geeignet. Denn die Mindestfördersumme liege bei 25.000 €. Fortgesetzt würde das bestehende Förderprogramm des Landessportbundes mit jährlich 5,1 Mio. €, aus dem auch weniger aufwendige Sanierungen unterstützt werden können. „Der Kreisportbund verwaltet ein 25.000 € Programm des Landkreises“, so der Geschäftsführer des Kreissportbundes Damian Leszczynski. Dadurch könnten auch kleine Modernisierungen unbürokratisch bezuschusst werden.
In der Diskussion wurde schnell deutlich, dass trotz der neuen Fördermöglichkeiten die Umsetzung vor Ort in den Vereinen äußerst schwierig ist. Allein der geforderte Eigenanteil von 10 Prozent könnte kaum erbracht werden. Norbert Engelhardt machte keine Hoffnung, dass zukünftig ehrenamtliche Eigenleistungen dafür anerkannt würden. „Seit Jahren setze ich mich dafür ein, dass Vereine aus finanzschwachen Kommunen einen höheren Zuschuss erhalten“, versichert Uwe Schünemann. Nunmehr habe das Präsidium des Landessportbund diese Forderung aufgegriffen und werde in Kürze über eine entsprechende Staffelung entscheiden. Das wäre die große Chance für unsere Region endlich von der Förderung zu profitieren. Dann könnten Vereine aus Gemeinden mit geringen Steuereinnahmen bis zu 60 statt bisher 30 Prozent erhalten.
Die Förderanträge der Vereine müssen beim Kreissportbund eingereicht werden, der bereits bei der Planung einer Maßnahme intensiv berät. Darüber hinaus steht der Landessportbund kostenlos bei Fragen der energetischen Sanierung zur Verfügung. Hierfür könnten neben der Sportstättenförderung auch „Energiefördertöpfe“ genutzt werden.
Die Kommunen können zu den Stichtagen 31. Mai 2019 oder jeweils 31. März in den Jahren 2020 bis 2022 einen Zuschussantrag über den Landkreis Holzminden einreichen. Gefördert werden nach Auskunft von Uwe Schünemann Hallenbäder bis zu 1 Mio. € und Sporthallen, Laufbahnen und Sportplätze bis zu 400.000 €. Dabei würden Gemeinden, die in den letzten drei Jahren 20 Prozent weniger Steuern als im Landesdurchschnitt eingenommen haben, mit 80 statt mit 40 Prozent unterstützt. Eine solche Staffelung habe sich beim Konjunkturpaket des Landes nach der Finanzkrise im Jahr 2009 bewährt.
„Jede Gemeinde kann einen Antrag stellen“, so Uwe Schünemann. Allerdings sei eine Koordinierung und Prioritätensetzung auf Samtgemeindeebene sicherlich sinnvoll. Immerhin gäbe es insgesamt 4 Stichtage, so dass eine Reihenfolge der Anträge möglich sein sollte. Als Kriterien sei vom Sportministerium neben der regionalen Ausgewogenheit das Alter und die Auslastung der Sportstätte bzw. der Bedarf an energetischer Sanierung festgelegt worden.
Mit einem herzlichen Dank für das herausragende Engagement der zahlreichen ehrenamtlichen Vereinsvertreter schloss Uwe Schünemann einen interessanten Informationsabend.
Fotos: Uwe Schünemann MdL