"Warum wird das Versagen der niedersächsischen Bildungspolitik in der OBS-Holzminden auf dem Rücken der Astrid-Lindgren-Schulkinder ausgetragen?
Abordnungen sind nur sinnvoll, wenn sie intelligent geplant, verkraftbar und pädagogisch sinnvoll sind. Eine Abordnung z.B. an eine Grundschule führt immer zu einer erheblichen Mehrbelastung für Lehrer und Schüler in beiden Schulen. Nach 8 Monaten konnten sich die Campe Lehrer mühsam, aber erfolgreich, als kompetente Lehrer z.B. Sachkunde in den Klassen etablieren und sie werden hier mittlerweile auch bei den Schülern als vollwertige Lehrer wahrgenommen, was für den Lernfortschritt enorm wichtig war und ist, insbesondere, weil bald der Übergang zu den weiterführenden Schulen ansteht.
Gerade in der Grundschule ist die Konstanz, die Verlässlichkeit und die persönliche Nähe der unterrichtenden Lehrerpersönlichkeiten ein wichtiger Faktor für den Lernerfolg der sehr heterogenen Klassen, was auch zahlreiche Unterrichtsstudien bewiesen haben! Ein Lehrerwechsel innerhalb des Schuljahres wirkt sich insbesondere bei Grundschulklassen sehr negativ auf den Lernerfolg aus, wie Eltern es zurzeit an allen Schulen in Niedersachsen leidvoll erfahren haben.
Sollte den Grundschulklassen der Astrid-Lindgren-Schule nun wieder kurz vor Ende des Schuljahres ein Lehrerwechsel aufgezwungen werden, werden diese Kinder in den letzten effektiven 7-8 Wochen des Schuljahres, insbesondere vor den kommenden Zeugnissen, stark benachteiligt. Eine gerechte und nachvollziehbare Benotung durch den sich neu einzuarbeitenden Lehrer erscheint nahezu unmöglich, ungerecht und wird zu schweren Bewertungsproblemen und Unmut bei den Eltern führen.
Umgekehrt müssten sich die an die OBS wechselnden Lehrer nun wiederholt innerhalb kürzester Zeit in eine neue Schulform, mit neuen curricularen Vorgaben, Kollegen, Abläufen und Stundenplänen für nur 8-10 Wochen einarbeiten, was faktisch zu einer Verdreifachung der Organisations- und Unterrichtsvorbereitungsarbeit für die betroffenen Lehrer führen würde und keine hohe Unterrichtsqualität erwarten lässt.
Der Einsatz an der OBS für die letzten effektiven 8-10 Schulwochen ist auch von höchst zweifelhaftem Nutzen für die dortigen Schüler. Erfahrungsgemäß funktioniert Unterricht erst nach einer gewissen Kennenlernphase von 2-3 Wochen, dann würden noch 6-7 Wochen Unterricht folgen und dann müsste schon die Benotung durchgeführt werden und auf welcher Basis?
Es ist höchst zweifelhaft, ob diese 6-8 Wochen einen relevanten Fortschritt in den bisher dort nicht unterrichteten Fächern wie Physik bringen werden, insbesondere wenn diese evt. seit 2 Jahren nicht unterrichtet wurden. Nicht zweifelhaft dürften die Verwerfungen in den Grundschulklassen werden, aber das scheint im Schaulaufen der politischen „Macher“ keine Rolle zu spielen.
Der Wahnsinn wird dann noch auf die Spitze getrieben, indem die entstehende Lücke an der Grundschule durch OBS Lehrer aufgefüllt werden soll, die dann wieder dort eine Lücke in anderen Fächern hinterlassen werden!
Offensichtlich handelt es sich bei dieser kurzfristigen „Abordnung der Abordnung“ nur um eine politisch gewünschte Scheinlösung zur Europa-Wahl, um dieses Schuljahr noch Physik Noten auf OBS Zeugnissen ausweisen zu können, die dort durch das organisatorische Versagen der Schulverwaltung und damit auch der Politik über mehrere Jahre fehlten!
Andere wichtigen Fragen bleiben hingegen unbeantwortet:
- Warum war zum Zeitpunkt der ersten Abordnung am Anfang des Schuljahres der Schulbehörde nicht bekannt, dass in der OBS ebenfalls eine gravierende Lehrer-Lücke offensichtlich jahrelang vorhanden war?
- Welcher Unterrichtsstoff könnte überhaupt in den verbleibenden 8-10 Wochen sinnvoll sein, insbesondere da anscheinend kein Physikunterricht bisher stattgefunden hat und so nicht einfach irgendwo angesetzt werden kann?
- Wie können nach max. 10 Unterrichtswochen Noten eine gerichtsfeste Aussagekraft besitzen? Insbesondere, weil nach jahrelanger Abwesenheit von Physikunterricht nicht zu erwarten ist, dass die Klassen auf einem durchschnittlichen normalen Niveau in Physik in nur effektiven 8 Wochen Unterricht einsteigen können. Aller Wahrscheinlichkeit werden überdurchschnittlich viele Schüler unterdurchschnittliche und damit abschlussgefährdende Leistungen erbringen, Und was passiert im kommenden Schuljahr? Die bisherigen Lehrer können rein rechtlich nicht sofort wieder abgeordnet werden, auch wen das Kultusministerium sicherlich keine besondere Rücksicht auf die Gesundheit der betroffenen Lehrkräfte nehmen wird.
Das Lückenfüllen (OBS) durch Erzeugung neuer Lücken (Grundschule) bzw. dem Campe Gymnasium ist keine nachhaltige und pädagogische Lösung des Problems, sondern vergrößert nur das Problem.
Ist die Außenstelle Holzminden der Landesschulbehörde überhaupt in der Lage zielorientierte Entscheidungen zu treffen? Zeigt doch, dass nach dem Versagen um die Grundschule Neuhaus, das Versagen im gesamten Bereich um die (Grund)Schulen in Holzminden deutlich wird.
Herr Minister Tonne auch Sie fordern wir auf nicht politisch, sondern Schüler- und Lehrkräftebezogen, zu entscheiden. Setzen Sie, für zweifelhafte politische Entscheidungen, nicht die Zukunft unserer Kinder aufs Spiel und lassen Sie eine Abordnung nicht zu. Erarbeiten Sie in den verbleibenden Wochen des Schuljahres ein zukunftsfähiges Konzept für alle Schulen in Holzminden!"
Christiane Überdiek Schulelternratsvorsitzende AsLi, Markus Schwannecke Elternvertreter im Schulvorstand AsLi
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