Holzminden (kp). Knapp 100 Gegendemonstranten fanden sich gestern Abend vor dem Rathaus in der Neuen Straße ein, um ein Zeichen gegen die seit Dezember stattfindenden Montagsspaziergänge zu setzen. Sie alle folgten dem nichtöffentlichen Aufruf der „Seebrücke“ und dem „Bündnis gegen Rechts“. Mit der ordnungsgemäß angemeldeten Gegenveranstaltung sollte zum einen aufgezeigt werden, dass es in einer Demokratie Regeln gibt. „Es gilt das Versammlungsgesetz“, betonen die Versammlungsleiterinnen Sabine Golczyk und Marlies Linnemann. Zum anderen wolle man sich solidarisch mit den Pflegekräften zeigen, die einen großen Teil dazu beitragen, dass das Gesundheitssystem standhält. „Sie haben die Unterstützung verdient, dass Bürgerinnen und Bürger alles tun, um sie zu entlasten“, fügt Sabine Golczyk hinzu.

Dass die Unterstützung vor dem Holzmindener Rathaus dann doch so groß war, hatten sie nicht erwartet. „Wir sind geplättet von der Resonanz“, heißt es am Tag danach. Ursprünglich seien nur Freunde und Bekannte über das Vorhaben informiert worden. Auf Werbung habe man bewusst verzichtet. Gerechnet haben die Versammlungsleiterinnen mit höchstens 30 bis 40 Menschen. Am Ende waren es mehr als doppelt so viele, die sich ab 17 Uhr vor der Rathaustreppe gesammelt hatten. Und die gestrige Gegenversammlung soll nicht die letzte gewesen sein: „Wir werden nächsten Montag auf alle Fälle wieder etwas machen.“ Wie die Demo dann gestaltet wird, soll sich heute Abend konkretisieren, denn dann wird im engsten Kreis des Bündnisses gegen Rechts abgewägt.

Auf das Rathaus als Versammlungsort soll aber nach Möglichkeit eher verzichtet werden. „Wenn wir mehr werden sollten, davon gehen wir aus, können wir es den Bürgerinnen und Bürgern nicht zumuten, die Neue Straße über mehrere Stunden sperren zu lassen“, sagt Sabine Golczyk. Wenn heute Abend eine alternative Gegenversammlung konkretisiert werden wird, soll die Umsetzung in enger Absprache mit der Polizei und dem Ordnungsamt erfolgen. „Die Zusammenarbeit mit der Polizei und dem Ordnungsamt verlief zuletzt völlig reibungslos und gut“, fügt sie hinzu.

120 Personen versammeln sich und ziehen durch die Innenstadt

Auch am gestrigen Montag versammelten sich nach Polizeiangaben circa 120 Menschen in der Holzmindener Innenstadt, um unter anderem ihren stillen Protest gegen die Coronamaßnahmen und die Impfpflicht kundzutun. Auch gestern trugen einige Teilnehmer der sogenannten „Montagsspaziergänge“ wieder symbolische Kerzen bei sich. Das eigentliche Ablageziel, die Rathaustreppe, konnte dieses Mal jedoch nicht anvisiert werden. Sie wurde abgesperrt und der Rathausvorplatz von der angemeldeten Gegendemo besetzt.

Als Treffpunkt hatten sich die Spaziergänger ab 18 Uhr für den Luthervorplatz entschieden, doch die Kirche machte kurzerhand von ihrem Hausrecht Gebrauch und ließ ein Platzverbot aussprechen.

Nachdem sich die Spaziergänger quer durch die Innenstadt bewegt hatten, visierten einige dann doch den Zielort Rathaus an. Sowohl Spaziergänger als auch Gegendemonstranten wurden jedoch rigoros von Polizei und Ordnungsamt getrennt. Bürgermeister Christian Belke zeigte sich weiterhin dialogbereit und versuchte, mit den Teilnehmern der Montagsspaziergänge ins Gespräch zu kommen. Er appelliert weiterhin, zukünftige Versammlungen anzumelden und erklärte sich nach wie vor dazu bereit, einen alternativen Veranstaltungsort anzubieten.