Landkreis Holzminden (lbr). „Aufgrund der Verordnung gegen das Coronavirus bleibt unser Geschäft vorerst geschlossen“ - dies ist an zahlreichen Türen zu lesen, denn auch im Landkreis Holzminden haben die meisten Geschäfte nun geschlossen. In der gestrigen Pressekonferenz mit Vertretern des Landes Niedersachsens zum Coronavirus wurde ein Erlass vorgestellt, in dem zahlreiche Verkaufsstellen des Einzelhandels bis zum 18. April geschlossen werden müssen. Dies gilt auch für den Landkreis Holzminden.
Am heutigen Dienstagvormittag präsentierte die Verwaltung eine Allgemeinverfügung zur Beschränkung von sozialen Kontakten im öffentlichen Bereich angesichts der Corona-Epidemie auf der Homepage des Landkreises. Diese Verfügung bezieht sich rechtlich auf das Infektionsschutzgesetz und gilt seit dem heutigen Tag.
Diese Geschäfte sind geschlossen
In der Verfügung heißt es, dass alle Verkaufsstellen des Einzelhandels sowie Einkaufszentren geschlossen haben müssen. Ausgenommen seien jedoch der Einzelhandel für Lebensmittel, Wochenmärkte, Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken, Postfilialen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Friseursalons, der Großhandel sowie Bau- und Tierbedarfsmärkte und Dienstleister aus dem Gesundheitsbereich. Auch Bars, Clubs, Kinos, Bibliotheken, Kneipen, Theater, Schwimmbäder, Tierparks und ähnliche Einrichtungen sind von der Schließung betroffen. Restaurant dürften von 6 bis 18 Uhr öffnen und einen Lieferservice anbieten.
Das sagen die Betroffenen
An jedem Eingang des Kaufhauses Schwager klebt ein Zettel. Lediglich der Bäcker Engel hat noch geöffnet. „Es ist eine Anordnung, auch wir haben bis zum 18. April geschlossen“, erklärt Kaufmann Ralf Schwager. Im Gespräch mit unserer Redaktion äußert der Geschäftsmann Kritik gegenüber dem Onlinehandel. „Es ist Diskriminierung. Wir finden es nicht gerecht, aber der Erlass ist gemacht“, ergänzt er.
Das Kaufhaus Kösel hat ebenfalls seine Türen geschlossen. „Man muss sich der Verantwortung stellen“, erklärt Andreas Kösel. Gerade jetzt vor dem Ostergeschäft sei es jedoch besonders ärgerlich. „Die Regale sind voll“, ergänzt er. Daher bietet das Kaufhaus nun einen Lieferservice an. „Unsere Kunden können uns über das Telefon erreichen und wir liefern in Holzminden noch am selben Tag“, erklärt er. Damit ist das Kaufhaus schneller als der Onlinehandel. „Wir können unsere Kunden auch über einen WhatsApp-Videoanruf beraten und Produkte zeigen“, so Kösel. Es seien schwierige Zeiten, doch Kösel blickt positiv in die Zukunft. „Jeder Einzelne kann den lokalen Handel unterstützen, darauf kommt es jetzt an. Wir freuen uns schon darauf, wenn wir wieder öffnen können“, sagt er abschließend.
Auch die Fitnessstudios und Sporthallen müssen geschlossen bleiben. Ebenfalls davon betroffen ist das Studio PurVital in Stadtoldendorf. Die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitglieder gehe vor. Die Physiotherapie-Praxis von Martina Schaper-Hörning ist davon jedoch nicht betroffen. Dort laufen alle Termine weiter wie geplant.
Schröder Optik + Akustik aus Stadtoldendorf bemerkt ebenfalls einen Kundenrückgang. Der Fachbetrieb für Augenoptik und Hörgeräteakustik gehört zum Gesundheitsbereich und musste daher ihre Türen noch nicht schließen. „Wir achten verschärft auf die Hygiene, schütteln keine Hände mehr und halten Abstand“, erklärt Lars Habermann.
Keine Einschränkungen gibt es bisher im Handwerk und auf dem Bau. Unternehmer Jens Müller berichtet, dass alles wie gewohnt läuft, lediglich die Hygienemaßnahmen haben sich verschärft. „Glücklicherweise habe ich ein tolles Team, das auf sich achtet. Bisher läuft bei uns alles normal. Wir mussten nur Mitarbeiter unterstützen im Bereich der Kinderbetreuung, doch auch das haben wir hinbekommen“, erklärt Müller. Eine Veränderung habe er dennoch bemerkt, die Leute machen nicht nur im Supermarkt Hamsterkäufe, sondern bestellen derzeit auch viel Heizöl. „Fast dreifach so viel wie sonst in einer Woche“, ergänzt er.
Auch die Restaurants sind betroffen. Das Land Niedersachsen hat die Öffnungszeiten auf 6 bis 18 Uhr begrenzt. „Wir öffnen um 17 Uhr und müssten dann um 18 Uhr wieder schließen. Das macht für uns keinen Sinn“, erklärt Sandra Strauch, Inhaberin der Waldgaststätte Mittendorff’s Park in Stadtoldendorf. Alle Veranstaltungen seien bis Mai abgesagt worden. „Es ist eine heftige Situation“, sagt sie. Die Inhaberin würde sich mehr Unterstützung und Aufklärung seitens der Politik wünschen. Als Alternative zu den eingeschränkten Öffnungszeiten bietet das Gasthaus nun einen Lieferdienst in der Zeit von 16 bis 21 Uhr an. „Zudem haben wir sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet“, ergänzt sie. Weitere Informationen und die Speisekarte gibt es auf der Internetseite des Restaurants. „Wir hoffen auf die Unterstützung unserer Kundschaft“, sagt Strauch abschließend.
Ordnungsämter sollen kontrollieren
Am heutigen Dienstag hatten noch einige Geschäfte ihren Türen geöffnet, doch die Ordnungsämter der Städte und Gemeinden seien angehalten, dies zu kontrollieren.