Stadtoldendorf (rus). Der stellvertretende Ortsbrandmeister Michael Mundhenke lässt auf der Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Stadtoldendorf das positiv verlaufene Jubiläumsjahr der Ortsfeuerwehr Revue passieren, findet aber auch deutliche Worte wenn es darum geht, etwa das Feuerwehr-Ehrenamt künftig überhaupt noch mit Personal besetzen zu können oder notwendige Investitionen zu tätigen. Doch die frohe Botschaft erst einmal vorweg: Die Feuerwehr Stadtoldendorf blickt auf ein durchaus erfolgreiches Jahr zurück. Mit vielen Aktionen hat damit eine der ältesten Feuerwehren im Landkreis im vergangenen Jahr das 150-jährige Bestehen gefeiert, Höhepunkte waren ein Festakt im Januar sowie die große Blaulichtmeile im August, die weit über die Kreisgrenzen hinaus Besucher angezogen hatte.
Auch die Feuerwehr Stadtoldendorf hat mit Mitgliederschwund zu kämpfen
Auch eine Rekordzahl von 177 Einsätzen wurden erfolgreich bewältigt und wieder einmal mehr als 22.000 Stunden ehrenamtliches Engagement in der Feuerwehr und ihren Abteilungen geleistet. Zahlreiche Lehrgänge auf Samtgemeinde-, Kreis- und Landesebene wurden besucht und in gut 463 Einträgen im Dienstbuch wieder viel Ausbildung über alle Abteilungen hinweg durchgeführt. Gelobt wird die Arbeit vor allem in den Grußworten der anwesenden Gäste, darunter Kreisbrandmeiser Jens Heinemeyer, stv. Gemeindebrandmeister Markus Glamm und Bürgermeister Helmut Affelt. Doch trotz einer wohl durchdachten und groß angelegten Offensive in der Mitgliederwerbung, vielen dürften im Stadtgebiet zumindest die großen Bauzaunbanner im letzten Jahr aufgefallen sein, hat sich am generellen Mitgliederschwund keine spürbare Trendumkehr gezeigt. Die Feuerwehr erlebe gerade einen Mitgliederzuwachs – „leider nicht bei uns“, stellte Michael Mundhenke im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptversammlung „seiner“ Feuerwehr fest. Damit verbunden die Frage, was ist ehrenamtliches Engagement in der heutigen Gesellschaft wert? Ist es etwas, was in Geld messbar ist oder sein sollte?
Die Ehrenamtskarte sei da ein guter Anfang, diese stünde allerdings allen ehrenamtlichen Engagements offen und sei keine gezielte Lösung nur für die Feuerwehr. Ausdrücklich lobt er die ehrenamtliche Arbeit anderer Organisationen, die allesamt ebenfalls eine hervorragende Ehrenamtsarbeit leisten würden. „Aber Feuerwehr ist nun einmal eine Pflichtaufgabe der Kommune, rund um die Uhr, zu jeder Tages- und Nachtzeit“, stellt er fest. Damit hebe sich dieses Ehrenamt von jenem diverser Vereine doch teils deutlich ab. Die Mitglieder eben dieser Feuerwehren riskieren gelegentlich (wohl kalkuliert) ihr Leben, aber „wir müssen uns anpöbeln lassen und werden manchmal sogar fast umgefahren“, so Mundhenke weiter. „Wir bekommen mit Masse keine Vergütung oder Aufwandsentschädigung für unsere ehrenamtlich und freiwillig übernommenen Pflichten“. So fordert er die Politik auf, zügig weitere Anreize zu schaffen, um unter anderem dem negativen Mitgliederschwund entgegenzuwirken. „Andere Kommunen machen es vor, freier Eintritt in Sportstätten“, wäre zumindest eine Idee, müssen Feuerwehrangehörige schließlich regelmäßig ihre körperliche Leistungsfähigkeit bewahren, da wäre das ein guter Schritt. Oder was wäre mit einer „Motivationspauschale“?
Das Feuerwehr-Ehrenamt muss attraktiver und lohnenswerter werden
„Ja, wir bekommen sehr viele Dankesworte und Unterstützung. Damit fülle ich aber keine Feuerwehrreihen mit aktiven und noch mehr motivierten Feuerwehrangehörigen“, so Mundhenke weiter. Die Feuerwehr ist deshalb quasi schon per se dazu verpflichtet, sich selbst um den Nachwuchs und neue Mitglieder zu kümmern. Insbesondere in der Kinder- und Jugendfeuerwehr wird da schon sehr viel geleistet – natürlich ehrenamtlich. Doch reicht das in der heutigen Gesellschaft überhaupt noch aus? Aus Sicht von Mundhenke nicht. „Ich wäre wohl in der falschen Position hier vorne, wenn ich diese Themen nicht direkt ansprechen würde“, erklärte Mundhenke vor versammelter Mannschaft und den anwesenden Gästen. Eine fertige Paradelösung für das Personalproblem hat auch er nicht, fordert aber spürbar mehr Willen und Wege der Politik in der Samtgemeinde, das Ehrenamt der Feuerwehr künftig deutlich attraktiver und lohnenswerter zu machen, um auch weitere Menschen nachhaltig für den Dienst zu begeistern. Viele Ideen gebe es bereits und dazu benötige es nicht in erster Linie finanzielle Mittel, wohl aber den Willen, hier überhaupt erst einmal anzusetzen. Bürgermeister Helmut Affelt griff in seinem anschließenden Grußwort diesen Wunsch direkt auf. Als Vorsitzender des Samtgemeinderates wolle er zumindest vermitteln, verweist im Grunde aber dann doch an den zuständigen Ausschuss für Feuerschutz und darauf, dass die Samtgemeinde millionenschwere Schulden im laufenden Haushalt habe. Was also könnte sich da ändern?
Rund ums neue Feuerwehrhaus ist Ruhe eingekehrt
Das Personalproblem schien dann aber auch nicht das einzige Manko zu sein, was Mundhenke zur Sprache bringen wollte. Auch rund um den notwendigen Neubau des Stadtoldendorfer Feuerwehrhauses sehe er aktuell die Politik am Zug, auch wenn immerhin schon einmal Haushaltsmittel für den Neubau veranschlagt worden seien. Doch noch nicht einmal die Grundstücksfrage sei final geklärt, „das macht den Glauben an die zügige Umsetzung eher schwer“, so Mundhenke. Seitens der Feuerwehr hat man bereits Vorbereitungen getroffen und recherchiert, sich mit notwendigen Maßen, einem Raumkonzept und bautechnischen Anforderungen auseinandergesetzt. Kurzum, „die Feuerwehr hat ihre Hausaufgaben gemacht“, erklärt er, doch seit August 2023, wo die Feuerwehr jene mögliche Umsetzung vorgestellt habe, soll es still geworden sein. „Aus unserer Sicht ruht seitdem das gesamte Projekt“, so Mundhenke.
Ein hauptamtlicher Gerätewart für die Samtgemeidne?
Weiterhin, führt er aus, schlage auch eine deutliche Zunahme der ehrenamtlichen Verwaltungsaufgaben und Überprüfungsaufgaben der Gerätschaften im Feuerwehrhaus zeitlich spürbar zu Buche. Immer mehr notwendiges Gerät müsse in immer kürzeren Intervallen überprüft und dokumentiert werden, jeder Einsatz, jedes Verbrauchsmittel ebenso. „Wie sieht es dazu in der Samtgemeinde mit einem hauptamtlichen Gerätewart aus“, will Mundhenke wissen. Genügend Aufgaben wären seiner Ansicht nach in jedem Fall vorhanden, die allesamt momentan auf den Schultern der Ehrenamtlichen lasten. Immerhin gibt es noch weitere Feuerwehren in der Samtgemeinde, die vor den gleichen Herausforderungen stehen. Auch dieses Thema würden andere Kommunen bereits besser lösen, indem sie zentrales Personal eingestellt hätten.
Alle „Problemzonen der Feuerwehr“ seien unverzichtbar anzugehen, aber eben auch eine gemeinsame Aufgabe von Feuerwehrführung, Politik und Verwaltung für die Zukunft und bei hoffentlich schneller Umsetzung. Es gehe insbesondere um Wertschätzung, so Mundhenke.