Landkreis Holzminden (red). Bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für das Polizeikommissariat Holzminden konnten Dienststellenleiter, Polizeioberrat Oliver Busche, und der Leiter des Einsatz- und Streifendienstes, Erster Polizeihauptkommissar Burkhard Schramm, eine grundsätzlich positive Bilanz ziehen. Die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Holzminden ist mit 1.612 Verkehrsunfällen exakt der Gleiche wie im Vorjahr und damit der zweitniedrigste Wert der letzten 10 Jahre. Nur im Corona-Jahr 2020 konnte mit 1.542 Verkehrsunfällen ein niedrigeres Unfallaufkommen erfasst werden. Der Höchststand in diesem Betrachtungszeitraum lag im Jahr 2016 mit 1.762 Unfällen deutlich höher.
Unfallfolgen:
- leicht rückläufige Entwicklung der Unfälle mit Personenschäden
- deutlicher Anstieg der Leichtverletzten
- deutlicher Rückgang der Verkehrsunfälle mit schwerem
- Personenschaden (tödlich und schwerverletzte Verkehrsteilnehmer)
Leichtverletzte:
Nachdem die Polizei Holzminden im Jahr 2018 mit 256 einen Höchststand bei den leichtverletzten Personen feststellen musste, konnte die bereits ab dem Jahr 2019 einsetzende Reduzierung (244) in den Folgejahren weiter fortgesetzt werden (2020: 235 / 2021: 214). Dieser positive Trend wurde im zurückliegenden Jahr durchbrochen. Mit 265 liegt die Anzahl der Leichtverletzten nunmehr nicht nur oberhalb des 10-Jahres-Durchschnitts von 238 Leichtverletzten, sondern stellt auch den höchsten Wert der letzten 10-Jahre dar.
Schwerverletzte:
Sehr positiv fällt dagegen der Rückgang bei den Verkehrsunfällen mit schwerverletzten Verkehrsteilnehmern aus. Hier konnte die Anzahl gegenüber dem Vorjahrestief von 62 Verkehrsunfällen nochmals auf 51 (-11) reduziert werden. Damit verzeichnet das PK Holzminden den niedrigsten Wert der letzten 10 Jahre und liegt erneut unter dem 10-Jahres-Durchschnitt von 65 Schwerverletzten.
Getötete Verkehrsteilnehmer:
In Bezug auf die bei einem Verkehrsunfall getöteten Verkehrsteilnehmer war dagegen wieder eine Zunahme auf 6 Getötete (+3) zu verzeichnen. Alle sechs tödlich verletzten Personen waren über 65 Jahre alt; drei als PKW-Fahrer sowie weitere drei als Motorradfahrer unterwegs. Fußgänger und Fahrradfahrer waren nicht unter den Verunglückten.
Fazit:
Insgesamt war feststellbar, dass die Personenschäden im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen im Jahr 2022 im Vergleich zum Corona-Vorjahr (279) um 43 auf 322 angestiegen sind. Damit liegt die Anzahl der im Jahr 2022 bei Verkehrsunfällen verletzten Personen oberhalb des 10-Jahres-Schnitts von 308 Verletzten.
Bezogen auf den Schwerpunkt polizeilicher Verkehrssicherheitsarbeit, die Reduzierung von Verkehrsunfällen mit schwer- und tödlich Verletzten, ist hingegen ein deutlich positiverer Trend zu verzeichnen!
War im Jahr 2021 mit insgesamt 65 schwer- und tödlich verletzten Verkehrsteilnehmern noch die niedrigste Zahl der in den vergangenen 10 Jahren Verunglückten zu verzeichnen, so konnte diese Anzahl im vergangenen Jahr 2022 nochmals auf 57 reduziert werden. Im 10-Jahres-Schnitt lag die Zahl bei 70 Verkehrsteilnehmern.
Betrachtet man die Gesamtunfallzahlen in Bezug auf die Örtlichkeit und die Folgen, so kann analog zu den Vorjahren festgestellt werden, dass sich die meisten Unfälle innerhalb geschlossener Ortschaften ereignen. Hierunter fallen dann aber in erster Linie Unfälle mit Sachschaden, z.B. leichte Parkrempler oder Unfälle mit Leichtverletzten.
Die Unfälle mit schwerwiegenden Folgen ereignen sich dagegen immer noch überwiegend außerhalb geschlossener Ortschaften, wobei eine der Hauptursachen hier in den hohen Geschwindigkeiten zu suchen ist.
Risikogruppen:
Junge Kraftfahrer: Erneut weniger Unfälle unter Beteiligung junger Kraftfahrer
Auch für das zurückliegende Jahr ist hier eine positive Entwicklung feststellbar. Waren im Jahr 2020 mit 18,5 % (12) noch überproportional viele junge Kraftfahrer (18 bis unter 25 Jahre) an Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden beteiligt, so konnte die Anzahl der Schwerverletzten jungen Kraftfahrer im 2021 bereits auf 7 reduziert werden. Im Jahr 2022 erfolgte nun nochmals eine Reduzierung auf 6. Damit gehörten 11,7 % der insgesamt 51 Schwerverletzten der bezeichneten Gruppe an. Tödlich verletzt wurde aus dieser Altersgruppe in den vergangenen 3 Jahren glücklicherweise niemand. Da insbesondere die Altersgruppe der jungen Kraftfahrer vermehr zur Handynutzung während der Fahrt neigt, wurde ein besonderes Augenmerk auf die Einhaltung des Handyverbotes beim Autofahren gerichtet. Die in den vergangenen Jahren mit großem Erfolg durchgeführten "Crash-Kurs-Veranstaltungen" an den weiterführenden Schulen, bei denen insbesondere angehenden und jungen Fahrzeugführern die besonderen Gefahren im Straßenverkehr eindrucksvoll vor Augen geführt werden, werden nach "Corona" wieder aufgenommen. Neben den allgemeinen Kontrollen im alltäglichen Dienst werden auch in diesem Jahr wieder Verkehrssicherheitstage durchgeführt. Dabei dreht sich alles um das Themenfeld Verkehr. Angefangen von Geschwindigkeitsüberwachungsmaßnahmen, den Themen Alkohol-, Drogen- und Medikamentenbeeinflussung sowie Ablenkung durch Handynutzung. Ziel ist dabei nicht nur die Repression, sondern es geht darüber hinaus auch immer darum mit den Verkehrsteilnehmern ins Gespräch zu kommen und diese für die Gefahren zu sensibilisieren.
Motorradfahrer: Wieder mehr Motorradunfälle mit schweren Unfallfolgen
Nach wie vor ein besonderes Thema im LK Holzminden ist die Überwachung des Motorradverkehrs zur Reduzierung von schweren Unfallfolgen, sowie damit einhergehend die Durchführung von Präventivmaßnahmen, um diese Verkehrsteilnehmer hinsichtlich der mit dem Motorradfahren einhergehenden Gefahren zu sensibilisieren. Zwangsläufig damit verbunden waren aber auch wiederkehrend Kontrollen bezüglich möglicher Bauartveränderungen, die u.a. immer wieder zu nicht hinnehmbaren Belästigungen der Anwohner der Weserregion führen. Auch hier war die dienststelleneigene Kontrollgruppe für Kräder wieder aktiv, um langfristig eine Reduzierung der Motorradunfälle und der Lärmbelästigung zu erreichen.
Trotz der angeführten Maßnahmen war 2022 wieder ein Anstieg der Motorradunfälle zu verzeichnen.
Den 6-Jahres-Trend betrachtend zeigt sich folgende Entwicklung:
- mit 91 Unfällen (+5) zweitniedrigste Gesamtanzahl der Motorradunfälle der letzten 6 Jahre. Der Höchststand lag im Jahr 2018 mit 119 Unfällen.
- Bezogen auf die Unfallfolgen zeigte sich ebenfalls eine Zunahme sowohl bei den Leicht- und Schwerverletzen, als auch bei den getöteten Motorradfahrern.
- Konnte im vergangenen Jahr 2021 mit 30 leichtverletzten Motorradfahrern noch die niedrigste Anzahl der letzten 6 Jahre verzeichnet werden, so stieg diese im zurückliegenden Jahr 2022 auf 46 an und markiert damit nach dem Höchststand in 2018 (50 Leichtverletzte) den zweithöchsten Stand.
- Die Anzahl der schwerverletzten Motorradfahrer stieg mit 23 ggü. dem Vorjahr (20) dagegen nur leicht an.
Zunahme der tödlich verletzten Motorradfahrer
Im vergangenen Jahr ereigneten sich bedauerlicher Weise gleich drei tödliche Motorradunfälle. Damit war die Hälfte aller im Jahr 2022 bei Verkehrsunfällen Getöteten Motorradfahrer.
Seniorinnen und Senioren; Gleichbleibende Anzahl der Verkehrsunfälle mit beteiligten Seniorinnen und Senioren
In den vergangenen Jahren haben Polizei und Verkehrswacht durch gemeinsame Aktionen, wie beispielsweise das "Pedelec-Training", auf die deutlich gestiegene Mobilität und Aktivität der Seniorinnen und Senioren im Rahmen der Präventionsarbeit reagiert. So ist die Anzahl der Schwerverletzten ggü. den Vorjahren erneut gesunken. Allerdings sind 4 der 6 tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer im Bereich des Polizeikommissariats Holzminden dieser Altersgruppe zuzuordnen. Auch die Anzahl der leichtverletzten Seniorinnen und Senioren hat wieder leicht zugenommen. Auf Grund der immer noch relativ hohen Zahl an Verletzten in den Altersklassen der über 65-Jährigen wird seitens der Polizei Holzminden an den bestehenden Präventionsprogrammen, auch in Zusammenarbeit mit den polizeilichen Netzwerkpartnern, festgehalten.
Verkehrsunfallfluchten; annähernd gleiches Niveau / Aufklärungsquote erneut gestiegen
Bei 21,3 % aller Verkehrsunfälle (344 von 1.612 Gesamtunfällen) entfernten sich die Verursacher vom Unfallort. Gegenüber den Vorjahren (2021 = 22,3 %) ist hier ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Diese Verkehrsunfallfluchten ereignen sich zum überwiegenden Teil innerhalb geschlossener Ortschaften, z.B. beim Ein- und Ausparken. Hierbei handelt es sich keinesfalls um ein Bagatelldelikt, sondern um ein mehr als nur unfaires Verhalten ggü. anderen Verkehrsteilnehmern, was zu Recht als (Verkehrs-) Straftat eingestuft und mit hohen Geldstrafen sowie dem Entzug der Fahrerlaubnis geahndet werden kann. Die Aufklärungsquote konnte mit 44,5 % nochmals gesteigert werden. Somit konnte fast jeder zweite Unfallflüchtige ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden. In Bereich der Verkehrsunfallfluchten, bei denen ein anderer Verkehrsteilnehmer verletzt wurde, war die Aufklärungsquote mit 56,25 % dagegen leicht rückläufig.
Alkohol- und Drogen im Straßenverkehr; Anstieg der Beeinflussung
Entsprechend des im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit im Jahr 2022 vorgegebenen Landesschwerpunktes "Verkehrstüchtigkeit" erfolgten im PK Holzminden nicht nur Aufklärungsmaßnahmen, sondern es wurden auch schwerpunktmäßige, z.T. im Vorfeld angekündigte Kontrollen durchgeführt.
Trotz der Maßnahmen ist im Jahr 2022 eine deutliche Zunahme bei den alkohol- und drogenbeeinflussten Verkehrsunfällen feststellbar; insgesamt ein landeseinheitlicher Trend. Nach Rückgängen in den Jahren 2018 (21), 2019 (20), 2021 (19) ist es im Jahr 2022 mit 34 Verkehrsunfällen unter Beteiligung von alkoholisierten Verkehrsteilnehmern zu einem sprunghaften Anstieg gekommen. Ähnlich verhält es sich bei den Verkehrsunfällen unter Drogen- und Medikamenteneinfluss. Hier stieg die Unfallbeteiligung ebenfalls auf einen Wert von 16 Verkehrsunfälle im Jahr 2022 (2021: 14 / 2020: 8 / 2019: 14 / 2018: 12 / 2017: 9 / 2016: 13). Gleichzeitig wurden im vergangen Jahr bei Kontrollen 88 Verkehrsteilnehmer unter Alkoholeinfluss (2021: 63), und 137 Verkehrsteilnehmer die unter Drogen- und Medikamenteneinfluss (2021: 131) standen festgestellt. Die Zahlen machen einmal mehr deutlich, dass auch im Jahr 2023 gerade in diesem Bereich weiterhin intensive Maßnahmen zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit durchgeführt werden müssen und die intensiven polizeilichen Kontrollen fortzusetzen sind.
"Neben der Bekämpfung der Hauptunfallursachen, sowie dem besonderen Fokus auf die Risikogruppen Kinder, Junge Fahrer und Senioren im Straßenverkehr, steht die Überprüfung der Fahrtüchtigkeit der Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer auch in diesem Jahr im besonderen Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei Holzminden", so der Ausblick des Leiters des Polizeikommissariats, Oliver Busche. "Neben der Verkehrsüberwachung, die von den Beamtinnen und Beamten der Einsatz- und Streifendienste engagiert und rund um die Uhr im gesamten Kreisgebiet erfolgt, gestalten wir weiter intensiv - auch unter Einbeziehung unserer Kooperationspartner - die Verkehrsprävention im Landkreis Holzminden. Unser Ziel bleibt, unsere Straßen sicher zu machen und insbesondere schwere Unfallfolgen zu vermeiden."
Fotos: Polizei