Hameln/Holzminden (red). Polizeioberrätin Marina Vieth, Leiterin Einsatz der Polizeiinspektion (PI) Hameln-Pyrmont/Holzminden, gab am Dienstag, den 18. April 2023, die Verkehrsunfallstatistik der PI für das Jahr 2022 bekannt:
"Die Quintessenz unserer Statistik ist, dass wir trotz eines erneuten, leichten Anstiegs der Gesamtzahl der registrierten Verkehrsunfälle - nach den zuvor stark rückläufigen Zahlen während der Corona-Pandemie - dennoch einen deutlichen Rückgang der schwerverletzten Personen verzeichnen konnten."
Trotz eines Anstiegs der registrierten Verkehrsunfälle auf 5.300 (nach Corona), liegt das Niveau weiterhin auf dem Abwärtstrend der letzten fünf Jahre. Darüber hinaus sank die Anzahl der Verkehrsunfälle mit schwerem Personenschaden (VUSP) von 168 auf 157. Bei diesen 157 VUSP wurden 170 Personen schwer verletzt, 23 weniger, als im Jahr 2021. Der Trend ist somit insgesamt rückläufig.
"Solange allerdings auf unseren Straßen gestorben wird, möchte ich nicht von einer erfreulichen Bilanz sprechen. Jede/-r Verkehrstote ist eine/-r zu viel," erörterte die Leiterin Einsatz " denn acht Personen (2021: 5) sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen."
2022 standen die sog. "Risikogruppen" erneut im Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit der PI Hameln-Pyrmont/Holzminden:
Risikogruppen "Kinder" (bis einschließlich 14 Jahre):
Glücklicherweise wurde kein Kind bei einem Verkehrsunfall getötet, jedoch wurden 13 Kinder schwerverletzt.
Risikogruppe "Junge Fahrer/-innen" (18-24 Jahre):
964 (-8) Verkehrsunfälle ereigneten sich unter Beteiligung der Risikogruppe "Junge Fahrer/-innen". 20 Personen (- 5) wurden schwer verletzt. Darüber hinaus wurde eine "Junge Fahrerin" getötet. Die Hauptunfallursache bei der Risikogruppe der "Jungen Fahrer/-innen" ist nicht angepasste bzw. überhöhte Geschwindigkeit.
Deswegen wird die Polizei auch in diesem Jahr einen Schwerpunkt auf die Geschwindigkeitsüberwachung wie auch die Überwachung der Verkehrstüchtigkeit legen; Rücksicht im Straßenverkehr heißt die Devise.
Risikogruppe "Senioren/-innen" (65+):
Im Bereich der Risikogruppe der "Senioren/-innen" ist sowohl bei den Getöteten, als auch bei den Schwerverletzten ein Anstieg zu verzeichnen. Waren es 2021 zwei Getötete und 30 Schwerverletzte, bei einer Beteiligung an 1008 Unfällen, waren es im vergangenen Jahr vier Getötete und 34 Schwerverletzte bei insgesamt 1134 Verkehrsunfällen.
Zudem stellen die "Rad-/Pedelec-Fahrenden", als sog. schwache Verkehrsteilnehmer, eine eigene Risikogruppe dar:
Risikogruppe "Rad-/Pedelec-Fahrende":
Trotz vermehrter Verkehrssicherheitsarbeit ereigneten sich 2022 213 Verkehrsunfälle mit Fahrradbeteiligung, davon waren 45 Pedelecs. Bei den 213 Unfällen verletzten sich 16 Fahrradfahrende (-4) schwer sowie neun Pedelec-Fahrende (+3). Von den 16 schwerverletzten Fahrradfahrenden, gehörten zehn der Risikogruppe der "Senioren/-innen" an (7x Fahrrad, 3x Pedelec). Getötet wurde glücklicherweise niemand.
E-Scooter:
Die Zahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle mit E-Scootern ist von 10 auf 20 um das Doppelte gestiegen. 5 E-Scooter-Fahrende wurden dabei schwer verletzt.
Dies zeigt, dass die E-Scooter nicht nur in den Ballungszentren der großen Städte beliebt und in Benutzung sind, sondern auch in unserer ländlichen Region vermehrt zur Nutzung kommen. "E-Scooter-Fahrende sind - ähnlich wie Radfahrende oder Fußgänger/-innen - als sog. schwache Verkehrsteilnehmende - zu bewerten. Sie haben keinerlei Aufprallschutz und ziehen sich somit bei Unfällen oft schwere Unfallfolgen, also Verletzungen, zu. Die Geschwindigkeit der Scooter wird von den Autofahrenden oft unter-, die eigene Sichtbarkeit von den Scooter-Fahrenden überschätzt. Gegenseitige Rücksicht und Achtsamkeit im Straßenverkehr ist unabdingbar", führte Marion Rodenberg, Fachverantwortliche des Sachgebietes Einsatz und Verkehr aus.
Motorradfahrende:
Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Beteiligung von Motorrädern stieg von 145 auf 164. Dabei wurden 39 Motorradfahrende schwer verletzt, 3 wurden getötet.
Baumunfälle:
Baumunfälle sind Kollisionen von Fahrzeugen mit Bäumen am Fahrbahnrand. 2022 ereigneten sich 81 (+ 5) dieser Unfälle, bei denen 23 Personen schwer verletzt wurden.
Von den acht Verkehrstoten 2022, starb eine Beifahrerin bei einem Baumunfall.
Der Landesschwerpunkt der Verkehrssicherheitsarbeit lag 2022 auf "Verkehrstüchtigkeit":
432 Fahrzeugführenden wurden Blutproben entnommen, weil der Verdacht einer Beeinflussung durch Alkohol (211) oder Betäubungsmittel/Medikamente (221) bestand. Im Vorjahr waren es 192 Blutentnahmen aufgrund von Alkohol und 273 Blutentnahmen aufgrund von Betäubungsmitteln/Medikamenten (= 465).
Die Anzahl der durch berauschende Mittel verursachten Verkehrsunfälle stieg von 92 auf 122 an.
"Welche Folgen Alkohol, Drogen oder Medikamente im Straßenverkehr haben können, darüber haben unsere Verkehrssicherheitsberaterinnen und -berater im vergangenen Jahr bei ganzheitlichen Kontrollaktionen und Präventionsveranstaltungen gemäß des Landesschwerpunktthemas Fahrtüchtigkeit informiert. Auch die Landeskampagne #FAHRKLAR zielte auf diesen Schwerpunkt ab. Wir haben mit unseren Aktionen an die Vernunft der Menschen appelliert und ganz deutlich gemacht: Jeder Verkehrsteilnehmende - unabhängig von Alter, Ge-schlecht und Fortbewegungsmittel - ist für sein Verhalten verantwortlich." so die neue Präsidentin der Polizeidirektion Göttingen, Tanja Wulff-Bruhn.
Fazit Folglich ergeben sich aus der Verkehrsunfallstatistik der Polizeiinspektion (Landkreise Hameln-Pyrmont und Landkreis Holzminden) für das vergangene Jahr folgende Kernaussagen:
- Anstieg der Gesamtunfallzahlen (von 5.093 auf 5.300 Verkehrsunfälle)
- Rückgang der VUSP (von 168 auf 157)
- Zunahme der Verkehrstoten (von 5 auf 8 Verstorbene), wobei die tödlichen Verletzungen alle bei Unfällen außerhalb geschlossener Ortschaften verursacht wurden
- Verkehrsunfälle unter Beteiligung der Risikogruppe "Junge Fahrer/-innen" rückläufig (von 972 auf 964)