Kreis Holzminden (rus). Wenn der Pieper klingelt, sind sie da: Die Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Holzminden stehen nicht nur nachts auf, wenn’s brennt. Sie sind rund um die Uhr einsatzbereit, wenn Hilfe benötigt wird. Über 1.000 Einsätze sind allein im Landkreis Holzminden pro Jahr durch sie abzuarbeiten. Dabei opfern die Ehrenamtlichen Freizeit und Gesundheit für das Wohl anderer - müssen aber bei der Impfaktion gegen Covid-19 hintenanstehen.

Denn für die große Mehrheit der Feuerwehrangehörigen in Niedersachsen ist auch im vierten Monat nach Beginn der ersten Corona-Schutzimpfungen ihr persönlicher Schutz und Beitrag zur Pandemiebekämpfung noch immer in weiter Ferne. Aktuell sind Feuerwehrangehörige, die nicht im Rettungsdienst tätig sind, in der Priorisierungskategorie 3 eingeordnet. „Dieser Umstand wird zunehmend kritisch bewertet, auch aus Sorge um die Angehörigen und die Einsatzfähigkeit der Feuerwehren“, erklären der Nds. Landesfeuerwehrverband und die kommunalen Spitzenverbände.

Für den Landkreis Holzminden bedeutet dies, dass die hier rund 2.300 ehrenamtlich tätigen Feuerwehrleute noch immer auf eine Impfung warten. „Bereits im Januar gab es im Landkreis eine Abfrage zur Impfbereitschaft in den Reihen der Feuerwehren und sie war schon damals recht hoch“, heißt es aus Feuerwehrkreisen. Doch der aktuelle Erlass zur Schutzimpfung für Personen mit hoher Priorität in Niedersachsen (Erlass des Nds. Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung vom 15.03.2021) wird den Vorstellungen der Spitzenverbände für das Brandschutzwesen nicht gerecht. Es wird darauf verwiesen, dass die ehren- und hauptamtlichen Kräfte der Feuerwehren aufgrund ihrer Aufgaben bei der Impf-Priorisierung dringend eine Einordnung benötigen, die auch der Lebenswirklichkeit entspricht.

So lasse sich eine Ansteckung im tagtäglichen Einsatzgeschehen nicht allein durch das Tragen einer FFP2-Maske sowie durch umsichtiges Verhalten verhindern. Das Tragen einer entsprechenden Maske beeinträchtigt die Einsatzkräfte bei der ohnehin schon körperlich sehr anstrengenden Arbeit teilweise erheblich. Ein Verrutschen der Maske ist nicht immer gänzlich auszuschließen.

„Darüber hinaus tritt eine Diskrepanz bei Einsätzen zur Tragehilfe für den Rettungsdienst auf. Diese sind keine originäre Aufgabe der Feuerwehr; sie wären auch durch Besatzungen anderer Rettungsmittel oder Ordnungsbehörden leistbar. Tragehilfeeinsätze sind stets mit unmittelbarem Patientenkontakt verbunden“, erklärt der Landesfeuerwehrverband. Solche Arten von Einsätzen fanden auch im Kreis Holzminden bislang regelmäßig statt – weil die Presse aber nicht mehr über solche Einsatzszenarien automatisch informiert wird, wird auch darüber nur noch sporadisch in den Medien berichtet.

Die Forderung der Feuerwehren ist also klar: Die Ehrenamtlichen müssen früher geimpft werden, als es bislang vorgesehen ist. „Nachdem nunmehr diverse Berufsgruppen höher priorisiert wurden als Feuerwehrangehörige, ist die Zumutbarkeit von Amtshilfeersuchen für derartig risikobehaftete Rettungsdiensteinsätze an die Freiwilligen Feuerwehren mehr als fraglich. Weder die Funktionsfähigkeit der Feuerwehren insgesamt noch die einzelnen Feuerwehrangehörigen dürfen unnötigen Risiken ausgesetzt werden“, machen die Verantwortlichen der Feuerwehren klar.

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