Göttingen (red). Mit 150 Helfern im Zweischichtsystem waren Johanniter aus den Ortsverbänden Holzminden, Northeim, Einbeck, Bad Gandersheim, Hildesheim und Göttingen von Freitagmittag bis Sonntagmittag in Göttingen im Einsatz. Aufgrund von vier Bombenfunden aus dem Zweiten Weltkrieg in der Innenstadt mussten etwa 8.300 Personen evakuiert werden. Alle vier Blindgänger wurden in der Nacht zu Sonntag kontrolliert gesprengt. Die Regionalbereitschaft der Johanniter in Südniedersachsen übernahm mit Unterstützung von Kollegen aus dem Regionalverband Harz-Heide die Betreuung von Evakuierten im Felix-Klein-Gymnasium. Der Aufbau der Unterkunft begann bereits am Freitagnachmittag. Die Schule bot Platz für bis zu 700 Personen inklusive ihrer Haustiere. Die Unterbringung erfolgte grundsätzlich pandemiegerecht nach Hygienekonzepten, die vom Gesundheitsamt von Stadt und Landkreis Göttingen vorgegeben worden waren. Alle eingesetzten Kräfte wurden mit einem Corona-Schnelltest vor Einsatzbeginn getestet, da die Gesundheit für Mitarbeitende und Gäste die oberste Priorität besaß.
Da viele Bürger anderweitig bei ihren Familien oder in Hotels untergekommen waren, betreuten die Johanniter im Evakuierungszentrum 129 Bürger, drei Hunde und sechs Katzen. Die Johanniter wendeten bei dem Betrieb des Evakuierungszentrums ihre Strukturen und Abläufe für den neu aufzustellenden Betreuungsplatz 500 (BtP 500) vom Land Niedersachsen an.
Mit drei taktischen Einheiten des Bevölkerungsschutzes versahen sie selbstständig folgende Aufgaben: Der sogenannte 1. Zug mit 29 Helfern funktionierte die Sporthalle in eine Registratur und einen Infopoint um. Dort wurden die Gäste aufgenommen und nach der Registrierung zu den ihnen zugeteilten Klassenzimmern begleitet. Der 2. Zug mit 20 Personen war für den Bereich Sanität zuständig. Er betrieb eine Sanitätsstation für medizinische Notfälle. Das Material für diesen Bereich kam von zwei Gerätewagen Sanität, die zum ersten Mal in Göttingen zum Einsatz kamen. Fußstreifen waren in den Schulgebäuden regelmäßig unterwegs und dienten als Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Gäste. Für die Helferverpflegung war der 3. Zug mit 24 Einsatzkräften verantwortlich. Er versorgte aber auch die Bürger im Evakuierungszentrum mit Getränken und half bei der Essensausgabe. Außerdem kümmerte sich der 3. Zug durch Mitglieder der Rettungshundestaffel in der Tierbetreuungsstation um die mitgebrachten Haustiere. Darüber hinaus transportierten die Johanniter des Ortsverbandes Göttingen mit 19 Helfern Bewohner aus dem Evakuierungskreis, die einen liegenden oder sitzenden Transport benötigten, in die Evakuierungszentren, bei Bedarf auch in Pflegeheime oder Hotels. Zusätzlich übernahmen sie im Auftrag der Berufsfeuerwehr die Einsatzabschnittsleitung Transport und koordinierten den Bereitstellungsraum West für die Rettungsmittel aller Organisationen.
Einsatzleiter Marc Küchemann ist mit dem Einsatz sehr zufrieden: „Dies war eine große Leistung unserer Helfer unter den besonderen Umständen in Zeiten von Corona. Auch die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Göttingen und den anderen Hilfsorganisationen lief hervorragend. Bereits in der Planungsphase über die letzten Wochen hatten schon zahlreiche Besprechungen und Abstimmungen stattgefunden, der Informationsfluss war sehr gut und es war eine große Teamarbeit.“
Foto: Johanniter Regionalverband Südniedersachsen