Bevern/Kreis Holzminden (rus). Ein wohl eher etwas selteneres Übungsobjekt hatten am späten Freitagabend die Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Bevern, Lobach, Holzminden und Stadtoldendorf zu bearbeiten. Auf der Bahnstrecke zwischen Stadtoldendorf und Holzminden war auf Höhe der Gemeinde Bevern ein Zug der NordWestBahn mitten auf den Gleisen stehen geblieben, nachdem er an einem unbeschrankten Bahnübergang ein Fahrzeug gerammt hatte.
Insgesamt 20 Verletzte und ein Toter sollen zu beklagen sein, glücklicherweise aber nur ein Übungsszenario, welches in der Nacht zu Sonnabend fast 200 Einsatzkräfte forderte. Gegen 22.10 Uhr am Freitagabend war es an der Bahnstrecke auf Höhe der Gemeinde Bevern zu dem Unfall mit einem PKW und einem Zug der NordWestBahn gekommen. An einem stillgelegten Bahnübergang hatte ein mit drei jungen Personen besetztes Fahrzeug offenbar ohne weitere Ortskenntnisse versucht, die Gleise zu überqueren. Ein plötzlich herannahender Zug konnte nicht mehr rechtzeitig stoppen und rammte das Fahrzeug, im Zuginneren wurden ebenfalls zahlreiche Fahrgäste verletzt, einige von ihnen schwer, so das Übungsszenario. Während die Fahrzeuginsassen verhältnismäßig schnell und unkompliziert aus ihrem Fahrzeug befreit werden konnten, gestaltete sich der Rettungseinsatz an dem Zug etwas aufwändiger.
Größtes Problem der Einsatzkräfte: Dunkelheit und unwegsames Gelände. So müssen sich die Feuerwehrleute erst den Weg über das Gleisbett zu dem einige hundert Meter entfernten Zug bahnen, auch müssen über eine benachbarte Straße erst einmal Lichtmasten in Stellung gebracht werden, um vor Ort überhaupt arbeiten zu können.
Es beginnt für die Feuerwehren, die Helfer der Rettungsdienste, der Polizei sowie für die weiteren Hilfsorganisationen wie beispielsweise das THW ein mehrstündiger Einsatz, bei dem mit kleinen Loren, die mit einer für Schienengleise ausgelegten Plattform ausgestattet sind, die Personen gerettet werden. Einige Feuerwehren, die an der Bahnstrecke durch den Landkreis liegen, sind mit speziellem Rettungsgerät und Bahnrettungssätzen für derartige Einsätze ausgestattet. Deren Handhabung wird regelmäßig geprobt, ein derart reales Übungsobjekt wie bei dieser Übung jedoch ist eher die Ausnahme.
Im Innenbereich des Zuges werden durch die Helfer die Verletzten zunächst aufgenommen und betreut und anhand der Schwere der jeweiligen Verletzung teilweise liegend mit Bergewannen aus dem Zug transportiert. Mittels der Loren mussten die Einsatzkräfte die Verletzten die gut 300 Meter zwischen Zug und Verletztensammelstelle allerdings nicht tragen, sondern konnten einen Liegend-Transport auf den Gleisen durchführen. An der Verletztensammelstelle wurden die Personen, die professionell und authentisch geschminkt waren, schließlich durch Notärzte und Sanitäter in Empfang genommen, betreut und mit Rettungswagen abtransportiert.
Die Übung fand in enger Abstimmung mit dem Notfallmanagement der Deutschen Bahn statt, das bei Notfällen im Schienenverkehr auch für die Rettungskräfte der erste Ansprechpartner ist. Zu groß sind die Gefahren, die etwa von einem Zug oder dem Gleisbett ausgehen. So ist mitunter mit herannahenden Zügen zu rechnen, auch stromführende Anlagen stellen ein großes Risiko für die Einsatzkräfte bei derartigen Einsätzen dar. Für die Übung an diesem Freitagabend jedoch war alles das kein Problem – extra für das Szenario wurde die Bahnstrecke zwischen Stadtoldendorf und Holzminden voll gesperrt und ermöglichte es den Helfern so, eine wohl eher ungewöhnliche Übung, wenn auch zu später Stunde, an einem realen Übungsobjekt durchführen zu können.
Fotos: rus