Landkreis Holzminden (red). „Ich bin ausgesprochen beeindruckt von der touristischen Entwicklung der Region!“, so das Fazit von Martina Schindler, die fünf Jahre nach Gründung der gemeinsamen Tourismusorganisation - der Solling-Vogler-Region im Weserbergland e.V. - die Veränderung der touristischen Wertschöpfung in den Blick genommen hat. 

Die Ausgangssituation in 2009 war alles andere als rosig: trotz insgesamt steigender Übernachtungszahlen im Weserbergland sanken die Zahlen im Landkreis Holzminden. Die Anzahl der touristischen Anbieter hatte sich von 1998 bis 2008 um fast 30% verringert; die Bettenanzahl um 17%. Der Handlungsbedarf war offensichtlich, wurde dem Landkreis mit seiner einzigartigen Landschaft und kulturellen Besonderheiten doch durchaus ein hohes Tourismuspotential bescheinigt. So holten sich die kommunalen Partner 2010 mit Martina Schindler von der Schindler Consulting GmbH aus Hamburg eine ausgewiesene Expertin an ihre Seite. Das Ergebnis: die Bündelung aller touristischen Vermarktungsaktivitäten bei der neu geschaffenen Solling-Vogler-Region e.V. (SVR) und eine stringente Ausrichtung aller Maßnahmen am Masterplan des Weserbergland Tourismus e.V als der Dachorganisation. Die Themenschwerpunkte Wandern, Radfahren und Historisches Weserbergland wurden ausgewählt.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die Übernachtungszahlen sind von 2011 bis 2016 um fast 60% angestiegen – von knapp 162.000 auf 258.000. Die Gästeankünfte im gleichen Zeitraum erhöhten sich dagegen um „nur“ knapp 40%. Das bedeutet, dass die Touristen deutlich länger in der Region bleiben. Auch die Anzahl der touristischen Anbieter entwickelt sich positiv; private Investitionen lohnen sich wieder. Auf Grundlage allgemein anerkannter Statistiken zu den durchschnittlichen Ausgaben von Touristen stellte Martina Schindler die konkreten Wertschöpfungszahlen vor. In 2016 wurde eine Wertschöpfung von 27 Mio. € generiert, ein Plus von 10 Mio. € gegenüber dem Ausgangswert in 2011. Bei den Steuereinnahmen wurde ein Zuwachs von 500.000,- € für die Region erzielt, ausgehend von 0,9 Mio. € in 2011 auf 1,42 Mio. € in 2016. Das entspricht einem Arbeitsplatzzuwachs von fast 400 für den gesamten Landkreis. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die amtlichen Statistiken zu den Übernachtungszahlen nur Betriebe mit mehr als 10 Betten erfasst. Unterkünfte unterhalb dieses Schwellenwerts dominieren im Weserbergland, so dass die präsentierten Zahlen ein sehr vorsichtiges Bild von der erzielten Wertschöpfung abgeben. Setzt man die jährlich getätigten Investitionen der öffentlichen Hand in die touristischen Vermarktungsstrukturen i. H. v. etwas mehr als 155.000,- € jährlich ins Verhältnis, wird deutlich, dass diese Wirtschaftsförderung sich für die Kommunen rechnet.

„Vor dem Hintergrund der immer wiederkehrenden politischen Diskussionen bezüglich der Sinnhaftigkeit von öffentlichen Investitionen in den Tourismus, war es mir wichtig die Zahlen auf den Tisch zu legen“, so Landrätin Angela Schürzeberg, die die Untersuchung beauftragt hatte. „Dass mehr Gäste zu uns kommen, ist deutlich sichtbar“, so die Landrätin. „Ob es die mit Rucksack und Wanderstiefeln ausgestatteten Wanderfreunde sind, die uns im Wald begegnen, oder die Radfahrer, die auf unseren Dorf- und Marktplätzen ein Eis essen – sie alle sind ein deutlicher Beleg für die Erfolge. Unsere Investitionen in die touristische Vermarktung der Solling-Vogler-Region im Weserbergland haben sich rentiert. Dass die ökonomischen Effekte so überragend sind, hat aber auch mich überrascht“, so die Landrätin bei der Präsentation der Ergebnisse am 6. Dezember 2017. 

Harald Stock, Vorsitzender der SVR, gab einen Überblick über die inhaltliche Arbeit der SVR: Dazu gehören die klassischen Aufgaben einer Vermarktungsorganisationen wie z.B. die Entwicklung von Printprodukten, die Präsentation auf Messen oder der Aufbau von professionellen Online-Marketinginstrumenten wie der Internetpräsenz, dem Tourenplaner, der Solling-Vogler App und Social Media Aktivitäten. Daneben hat sich die SVR auf die Themenschwerpunkte aus dem Masterplan des Weserbergland Tourismus fokussiert. Intensiv wurden die Volumenmärkte Radfahren, Wandern und Historisches Weserbergland entwickelt. Dass dabei den hohen Ansprüchen des Touristen entsprochen wird, belegen die Auszeichnungen: der Weserradweg gehört regelmäßig zu den bundesweit beliebtesten Radwegen – aktuell auf Platz 2. Der Fernwanderweg Weserbergland Weg gehört zu den „Top Trails of Germany“. Das nächste ehrgeizige Ziel, das gemeinsam mit dem Naturpark Solling-Vogler und den kommunalen Partnern anvisiert wird, ist die Etablierung der ersten Qualitätswanderregion Niedersachsens. „Wir danken dem Team der SVR mit seinem Geschäftsführer Theo Wegener für eine engagierte, professionelle Arbeit, ohne die die in den vergangenen fünf Jahren erzielten Erfolge nicht möglich gewesen wären“, so Harald Stock in seinen Ausführungen. 

In ihrem Fazit führt Landrätin Schürzeberg aus, dass es gilt am Ball zu bleiben, um auch künftig den hohen Anforderungen des Gastes gerecht zu werden. Der Tourismus erfordere ein ganzheitliches Denken und setze eine gute Zusammenarbeit der touristischen Wirtschaftsunternehmen und der Tourismusakteure voraus. „Am Ende profitieren alle: die Betriebe, die Kommunen und die Menschen der Region“, so die abschließenden Worte der Landrätin.

Foto: Landkreis Holzminden